Was unter positiven Emotionen zu verstehen ist – das war Inhalt von Teil 1 dieser Miniserie. Thema von Folge 2: Wozu positive Emotionen als Führungskraft stärken, was bringt das – für mich selbst, meine Mitarbeitenden, meine Organisation? Wie das konkret geht, wie Sie positive Emotionen stärken können – darum dreht sich Folge 3. Wie mit negativen Emotionen konstruktiver umgehen – dazu gibt's in diesem Beitrag einige Tipps und Anregungen:
Für mich selbst
Negativität nicht negieren: Studien legen nahe, dass Menschen, die sich sehr stark auf Glück und Wohlbefinden fokussieren, dazu neigen, Stress, Ärger und andere weniger angenehme Affekte quasi zu negieren. Und wenn, wie ich irgendwo mal gelesen habe, Frust und Ärger in den Keller geschickt werden – dann nehmen sie Hanteln und trainieren ihre Muskeln!
Daten detektieren: Eigentlich könnte man die Unterscheidung in "positive" und "negative" Emotionen auch an sich in Zweifel ziehen. Denn Ärger, Verzweiflug, Wut heben zwar unser Niveau an Stresshormonen, schwächen das Immunsystem, schränken unsere Wahrnehmungskanäle ein – wenn zu häufig und zu intensiv. Aber sie liefern auch – genauso wie die angenehmen Affekte – wertvolle Informationen. Nehmen Sie die Affekte ernst, erforschen Sie die Gefühlslage präzise (z.B. mit Paul Ekmans Emotionsrad), betreiben Sie Datenanalyse – anhand von Fragen wie diesen:
- Was genau ärgert, frustriert oder nervt mich gerade?
- Was fehlt mir, welche Bedürfnisse sind gerade un- oder nicht ausreichend erfüllt?
- Was bräuchte ich, damit ich etwas weniger Ärger, Frust, Genervtheit empfinde?
Wahrnehmen überwiegt Wegschwemmen lassen: Wir müssen uns nicht von jedem Gefühl, das in uns aufkommt, wegreißen lassen. Achtsamkeitsübungen wie etwa die Metta-Praxis können dabei helfen, in als ungerecht empfundenen Situationen das Rachebedürfnis zu lindern – und allgemeiner zwischen dem (negativen) Reiz und der (negativen) Reaktion einen Spalt Luft und Handlungsraum entstehen zu lassen.
Gelegentlich Gutes gustieren: Positive Emotionen, darum ging es ja schon in den früheren Folgen dieser Miniserie, sind nicht nur angenehm, sondern eröffnen uns Denk- und Handlungsräume, machen uns resilienter. Hilfreicher auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden scheinen übrigens nicht unbedingt die hochintensiven Whow-Momente – sondern die kleinen, regelmäßigen Freudenmomente zu sein. Was auch immer das für Sie ist – vielleicht ja sogar die Ausübung oder Wiederentdeckung eines Hobbys.
Für meine Belegschaft
Bedeutung bewusstmachen: Wie Sie als Führungskraft mit negativen Emotionen umgehen, den eigenen und denen anderer – das hat einen großen Einfluss auf das Erleben und Verhalten der Belegschaft. Es ist als allererstes schon mal hilfreich, sich das klarzumachen.
Frustfaktoren vermindern: Worüber genau ärgern sich die Mitarbeiter*innen? Oft geht es nach meinen Erfahrungen um Überlastung, schlechte Rahmenbedingungen, unklare Arbeitsaufträge etc. Nicht immer kann die Führungskraft diese Frustfaktoren aus dem Weg räumen oder lindern – aber manchmal eben doch.
Interpretationen interpretieren: Ein möglicher Kunde ist weggebrochen, und der Mitarbeiter ist darüber frustriert. Sie als Chefin könnten diese Bewertung uminterpretieren und in neuem Licht zu sehen helfe. Zum Beispiel, in dem Sie den Mitarbeiter für sein Engagement loben, herausstellen, dass Rückschläge normal sind etc.
Auf Ablenkendes ausweichen: Wer knietief in den eigenen Emotionen watet, für den kann Ablenkung durch die Führungskraft ein Segen sein – durch Humor, durch den Fokus auf andere Themen, die Erinnerung an frühere Erfolge oder oder oder.
Unterdrückung unterstützen: Wir müssen nicht alle unsere Emotionen bis ins letzte ausagieren. Manchmal ist es auch hilfreich, das Grübeln, das Lamentieren, das Jammern mit einem schlichten "Stopp" zu beenden – bei mir selbst oder bei anderen.
Wenn Sie mehr wissen wollen
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Mit positiven Grüßen
Christian Thiele
P.S.: Sie machen das gut!