Die Corona-Krise hat die Stimmung in den Keller gedrückt, es fehlt an Motivation und Zuversicht: So geht es vielen Führungskräften jetzt. Ein zentraler Lösungsweg aus der Positive Leadership: das Sinn-erleben stärken, für mich und meine Mitarbeiter. Darum geht es in dieser Miniserie. In Teil 1 habe ich erklärt, was Sinn überhaupt ist. Das Thema von Folge 2: Wozu eigentlich ein Wozu, welchen Sinn hat Sinn, welche Effekte hat es, wenn ich, meine Mitarbeiter, die Menschen in meiner Organisation ihr Tun und Handeln als bedeutsam erleben? In diesem, dritten Teil der Serie gibts praktische Impulse und Tipps, wie Sie für sich selbst Sinn finden und sehen können in Ihrer Arbeit, wie Sie mit Ihren Mitarbeitern in einen Dialog über das Wozu der Tätigkeit kommen können, wie Sie stärker mit dem Zweck Ihrer Organisation in Kongruenz kommen – und wo das Reden von Purpose dosiert werden sollte.
Meinen Sinn in der Arbeit sehen
Wer für sich selbst um das eigene Wohin und Wozu weiß, kann auch andere Sinn-voller führen. Mit einem klareren Verständnis von Wofür treffen Sie bessere Entscheidungen, wissen Sie genauer, wohin mit Ihrer Aufmerksamkeit, Ihrer Zeit, Ihren Ressourcen. Wie den eigenen Sinn finden, genauer bestimmen und benennen können? Hier ein paar Impulse dazu:
- Wozu führe ich? Was will ich mit meiner Verantwortung, mit meinem Einfluss bewirken?
- Welchen Wert hat meine Arbeit für meine Belegschaft? Wie trage ich dazu bei, dass meine Mitarbeiter sich weiterentwickeln, dazulernen, sich wohlfühlen etc.?
- Inwiefern erfüllt mich meine Arbeit? Welche meiner Tätigkeiten zahlen auf meine längerfristigen Ziele ein? Und welche dieser Ziele haben mit meiner Vorstellung von, Achtung, großes Wort: Lebenssinn zu tun? Wie kann ich da mehr Passung herstellen, was würde meine Arbeit für mich wichtiger und bedeutsamer machen?
- Welches Motto, welcher Wahlspruch, welches Vorbild kann mir als eine Art Nordstern dienen, um mir Entscheidungen darüber leichter zu machen, was ich tue, was ich lasse etc.?
Das Sinnverständnis meiner Mitarbeiter stärken
Ob den Generationen Y und Z die Sinnverwirklichung in der Arbeit wirklich soviel wichtiger ist als früheren, dazu gibt es widersprüchliche Studien. Aber dass in diesen Alterskohorten die Loyalität zu einer Firma oder Marke geringer ist, dafür spricht viel. Also gewinnt Bedeutung von Arbeit möglicherweise doch an Bedeutung. Als Führungskraft den Mitarbeitern die Bedeutung ihrer Arbeit einimpfen? Nein, darum geht es schon mal gar nicht, das wäre eine grobes Missverständnis von Positive Leadership. Es geht eher darum, mit ihnen immer wieder in einen Diskurs zu kommen über meine und ihre persönliche Interpretation dessen, was ihr und unser Tun bedeutsam macht:
- Wie kann ich einzelnen Mitarbeiterinnen klarmachen, was der Mehrwert Ihrer Tätigkeit ist, wie sie auf das "große Ganze" einzahlen?
- Wie kann ich bei einzelnen Aufgaben den Zusammenhang mit größeren (Teil-)Zielen vermitteln? Führenden fällt es oft leichter, größere Kontexte zu verstehen, weil sie mehr Informationen von oben und außen zur Einordnung haben und diese früher erhalten. Wie können Sie Ihre Mitarbeiter auf transparente – und loyale – Weise da mehr einbinden und mitnehmen?
- Welche Rolle spielt unser Team, unsere Abteilung, unser Bereich für die Ergebnisse der Gesamtorganisation? Wer braucht uns wofür?
- Wie kann ich meinen Mitarbeitern – gerade in schwierigen Situationen, gerade auch bei Aufgaben, um die sich nicht alle reißen – nicht nur das WAS und WIE, sondern vor allem auch das WOFÜR besser erklären? (Als Anregung hier das inzwischen fast schon klassische TED-Video von Simon Sinek dazu.)
- Mehr ist gleich besser? Nicht unbedingt, es kann auch ein zuviel an Sinnhaftigkeit geben, das etwa Pflegekräfte in einem unterbesetzten Krankenhaus oder Mitarbeiter einer Umweltschutzorganisation ausbrennen lässt – denn sie müssen ja von früh bis spät die Patienten oder die Wale oder das Klima retten. Wie kann ich also, wenn sich meine Mitarbeiter oder ein Teil von ihnen aufzuarbeiten droht für unsere "gute Sache", für Abgrenzung und Erholung sorgen, auch damit sie längerfristig ihrer Bestimmung nachgehen können? In solchen Fällen sind vielleicht andere Aspekte von Positive Leadership wichtiger, wie etwa Erfolgserlebnisse sichtbar machen oder für Positive Emotionen sorgen – mehr darüber in meiner Podcastfolge mit Dr. Markus Ebner.
- Nicht für jedeN Mitarbeiter*in ist das Wofür gleich wichtig und gleich wirksam als Motivationsfaktor: Nur weil mir als Führungskraft die Klimakrise ein ernstes Anliegen ist und/oder ich etwas für bessere Aufstiegschancen für Frauen tun möchte, muss nicht mein komplettes Team diese Anliegen teilen, um gute Arbeit zu leisten. Gehen Sie daher mit Ihren Mitarbeitern in den Dialog – was ist Ihnen wichtig an der Arbeit und was Ihren Teammitgliedern?
Den Zweck meiner Organisation verstehen, ins Bewusstsein rufen
Die Outdoorfirma VAUDE ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das sich stark nach Werten und Mission ausrichtet. In Folge 6 meines Podcasts "Positiv Führen" habe ich mit VAUDE-Chefin Antje von Dewitz darüber gesprochen, hier gehts zum Link. Und im Folgenden weitere Anregungen dafür, wie Sie den Purpose Ihrer Organisation wirksamer verstehen, gestalten, einsetzen können:
- Inwiefern machen unsere Angebote, Dienstleistungen und Produkte das Leben unserer Kunden besser, leichter, einfacher schöner? Was hat die Welt davon, dass es uns als Organisation gibt? Wo fördert unser Tun zum Beispiel die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Nein, die gelten nicht nur für Entwicklungsländer...)?
- Wie stehe ich zu den Werten meines Unternehmens? Wo sind meine Prinzipien und Ideale mit denen meiner Firma in Passung – und wo gibt es vielleicht Konflikte, Lücken, Deltas? Wie gehe ich damit um?
- Zu welchem Zweck wurde unsere Organisation ursprünglich gegründet? Selbst wenn die Fragestellungen, Dienstleistungen und Produkte heute ganz andere sein mögen – wo kann die Unternehmensgeschichte möglicherweise hilfreich sein, um aktuelle Antworten auf aktuelle Fragen zu finden?
- Nicht jede Firma kann mit ihren Produkten die Welt retten. Aber inwiefern wird in unserer Organisation das Gemeinwohl auf andere Weise gefördert – durch Spenden, Aktionstage zugunsten von Umwelt- oder sozialen Organisationen oder oder oder?
- Wenn der Purpose, die Mission, das Vision Statement meiner Organisation von einer schicken Agentur entworfen und gebrandet wurde und nur in Hochglanzwebsites oder -broschüren lebt, aber nirgends in der Unternehmenswirklichkeit – dann schadet das eher dem Wohlbefinden der Mitarbeiter, macht sie zynischer und demotivierter. Das Geld dafür ist dann vielleicht besser in rückenschonende Bürostühle oder Webcams investiert. Der Organisationssoziologe Stefan Kühl weist in seinen Interviews und anderen Äußerungen zurecht auf die dysfunktionale Verzweckung des Zwecks hin – aber für mich schüttet er das Kind mit dem Bade aus. Wie sehen Sie das?
Wenn Sie mehr wissen wollen
Hier einige Angebote von mir, wenn Sie mehr von mir zu positive Leadership hören, lesen, wissen, erleben wollen:
💪 Die Stärken besser kennen und nützen, mit Schwächen konstruktiver umgehen, bei mir und meinen Mitarbeitern: Darum geht's in meinem neuen Audiokurs. Schon jetzt hier anmelden!
🎧 Die aktuelle Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ dreht sich darum, wie Chefinnen und Chefs Sinn-voller führen können – gerade aus, in, nach Krisen , sich selbst und andere. (Der Podcast und ich freuen uns übrigens über Abos und freundliche Bewertungen!). Auf den einzelnen Plattformen hier zu hören👇🏼
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Mit positiven Grüßen
Christian Thiele
P.S.: Sie machen das gut!