Was machen Krisen mit uns? Wieso und inwiefern steigt in Zeiten von Ungemach und Ungewissheit die Verantwortung und die Vorbildrolle von Führenden? Darum ging in meinem letzten Beitrag. Wie kann ich als Chef*in konkret das Wachstum aus und nach Krisen fördern? Das Thema dieser Folge meiner Mini-Serie (und übrigens der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“).
Wir brauchen nicht so fort zu leben, wie wir gestern gelebt haben. Macht Euch nur von dieser Anschauung los und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.
Christian Morgenstern
In Krisenzeiten helfen Führende sich selbst und anderen, indem sie vier Strategien verfolgen:
- Positive Erfahrungen schaffen und vertiefen
- Verbindungen fördern
- Sinn verstehen und verstärken
- auf Zeitreise gehen
Positive Emotionen verstehen und verstärken
In Sachen Ärger, Frust, Einsamkeit und Sorgen sind die meisten Menschen in diesen Zeiten bedient – in oder außerhalb der Arbeitswelt. Interesse, Gelassenheit, Freude, Stolz und andere positive Emotionen, dazu hat die wohl weltweit führende Emotionsforscherin Barbara Fredrickson viel publiziert, können enorme individuelle, soziale und organisationale Folgen haben. Sie machen
- uns selbst wetterfester gegen Negativität
- stecken andere zu mehr Zuversicht, Optimismus und Tatkraft an und
- erweitern unseren Rahmen an Denk- und Handlungsoptionen.
Wenn Sie also in all dem Grübeln über künftige Geschäftsmodelle, die Auswirkungen der Pandemie, das Homeschooling sich selbst und anderen immer wieder positive Auszeiten verschaffen, dann fühlt sich das nicht nur gut an. Sondern Sie investieren in die Leistungsfähigkeit, die Widerstandskraft, tragen zu einer positiven Affektspirale innerhalb der Organisation bei – und machen ein Bouncing Forward nach der Krise wahrscheinlicher!
Das geht zum Beispiel, indem Sie
- Produktivitätsbremsen auf die Spur kommen und für deren Beseitigung sorgen
- Erfolge benennen und sichtbar machen
- Stärken bei sich und anderen sowie deren Wert für die gemeinsame Arbeit benennen
- über schöne Dinge, Erlebnisse und Momente Positivität stiften (und ja, aus meiner Sicht darf das auch bewusster Konsum von Luxus sein – es muss nicht alles immer nur post- oder immateriell und geistig sein)
Kontakt und Verbindungen stärken
Wir Menschen sind Herdentiere. Die Begegnung mit anderen Menschen, das Spenden, jede Form von Altruismus tut uns gut, löst die Ausschüttung von Glücksbotenstoffen wie Oxytocin in Hirn und Körper aus. Wer dazu mehr wissen will: Rutger Bregmans Bestseller „Im Grunde gut“ ist schlau, gut lesbar, hat eine klare Haltung, die er mit etlichen Studien belegt. Homeschooling, Homeoffice, Abstandsregeln, keine Weihnachtsmärkte und und und: In Pandemie-Zeiten sind ja unsere Möglichkeiten, Verbindungen zu schaffen und zu stärken, stark eingeschränkt, was diese Krise nochmals besonders macht. Umso besser daher, wenn Sie sich selbst mit anderen austauschen können, in irgendeiner Art das Miteinander zu fördern und zu stärken wissen. Ob das gemeinsame Workshops zum Jahresende oder Jahresanfang mit Zauberer, Weinverkostung oder Escape-Room sind, ob Stärkenbotschaften ver- und mitgeteilt werden, ob das Maßnahmen zur Stärkung des Vertrauens innerhalb der Organisation sind, ob das gelegentliche Feierabendbiere per Zoom sind, ob das schlicht wirksame, erfolgsorientierte, konstruktive virtuelle Meetings sind oder oder oder: Sie finden gemeinsam mit den Mitarbeitern sicherlich Wege für ein gutes Miteinander, das alle durch diese Zeiten trägt.
Sinn verstehen und fördern
„Wer ein Wofür hat, erträgt fast jedes Wie“: Diesen Satz hat Viktor Frankl berühmt gemacht. Und die empirische Sinnforschung, auch die ganz aktuelle, bestätigt: Menschen, die Ihr Leben und Handeln als sinnhaft erleben, kommen besser durch Krisen. Und sie erleben nach schweren Erlebnissen häufiger so etwas wie posttraumatisches oder Postkrisen-Wachstum, pflegen intensivere Beziehungen, haben andere Prioritäten und Wertvorstellungen etc. Wie Sie als Führungskraft Sinn fördern und verstärken können, damit beschäftige ich mich ausführlich in der nächsten Podcastfolge von „Positiv Führen“ am 13.1.2021. Aber hier schon mal ein paar Anregungen:
- Sprechen Sie mit Mitarbeitern immer wieder über ihren Beitrag zum „Großen Ganzen“
- Sorgen Sie dafür, dass Sie und andere immer wieder mitbekommen, was Lieferanten, Kunden, andere Abteilungen etc. von der Arbeit in Ihrem Verantwortungsbereich haben
- Wenn sich die Organisation mit Spenden, Freiwilligenarbeit oder ähnlichem sozial engagiert – machen Sie das bekannt, intern wie extern
auf Zeitreise gehen
Um die Dinge in Perspektive zu rücken, empfehle ich zwei Formen der Zeitreise. Schließlich hat jede vernünftige Zeitmaschine einen Vorwärts- und einen Rückwärtsgang…
Zeitreise rückwärts
Wenn Sie sich an eine schwierige Situation, Krise erinnern, die Sie überstanden haben:
- Was war damals hilfreich (eigene Stärken, eigene Ressourcen, Personen, Dinge, Rituale…)?
- Was davon könnte heute nützlich sein – für Sie, für andere?
- Und was wollen Sie lieber nicht wieder denken, fühlen, machen?
Zeitreise vorwärts
Auch hier wieder drei Fragen, die Sie sich selbst, anderen oder in Ihrer Firma stellen können:
- Wenn Sie in zwei, drei Jahren an die Corona- oder eine andere Krise denken, in der Sie sich befinden: Wofür werden Sie dankbar, worüber werden Sie dann froh sein?
- Wie fühlt sich diese Zukunft an, was ist dann besser, anders, leichter, bequemer – in Ihrer Arbeit, in Ihrem Team, Eurer Organisation?
- Aus dieser Perspektive betrachtet: Was wäre ein guter, konkreter, machbarer kleiner Schritt, den Sie heute noch gehen könnten?
Wenn Sie mehr wissen wollen
Hier einige Angebote von mir, wenn Sie mehr von mir zu positive Leadership hören, lesen, wissen, erleben wollen:
🎧 In der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ geht es darum, wie Führende das Wachstum aus, in, nach Krisen stärken und fördern können. (Der Podcast und ich freuen uns übrigens über Abos und freundliche Bewertungen!). Auf den einzelnen Plattformen hier zu hören👇🏼
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🖥 Hier lang zu meinen nächsten Webinar- und anderen Terminen.
Mit positiven Grüßen
Christian Thiele
P.S.: Sie machen das gut!