Burnout verstehen und verhindern als Führungskraft – Mini-Serie 2/4

CHRISTIAN THIELE

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Was ist Burn-out eigentlich – und was nicht? Darum geht's im ersten Teil dieser Mini-Serie. Thema dieser Folge: Wie erkenne ich Burn-out als Führungskraft – bei mir und bei anderen?

Nochmal zur Erinnerung: Burn-out ist ein psychologisches Syndrom, das als Antwort auf permanente Stressoren in der Arbeit entstehen kann. Die drei Kerndimensionen von Burn-out sind:

  • überwältigende Erschöpfung (z.B. "Ich kann/mag/will nicht mehr")
  • Gefühle großer Distanzierung von der Arbeit wie etwa permanenter Zynismus oder dauerhafter Sarkasmus (z.B. "Die Kolleg*innen/Kund*innen/Lieferanten sind eh alles nur Dumpfbacken" oder "Mal schauen, welcher sinnlose Quatsch mich diese Woche wieder erwartet")
  • ein ausgesprochener Mangel an Erfolgserlebnissen und Leistungsabfall

Burn-out ist also eine permanente, massive Stress-Erfahrung im Arbeitsumfeld, die das eigene Selbstverständnis, das Bild von anderen und das Erleben einer Nicht-Passung zwischen mir und meiner beruflichen Situation umfasst.

Christina Maslach, Psychologie-Professorin am Healthy Workplaces Center der University of California, Berkeley ist die vielleicht wichtigste Burn-out-Forscherin unserer Zeit. Sie identifziert folgende Hauptursachen für Burn-out – die gleichzeitig als eine Art kurzer Selbsttest gelten können:

  • zu viel Arbeit
  • zu viele Hüte auf mit zu vielen unterschiedlichen Anforderungen
  • zu wenig Personal/Zeit/Ressourcen, um die Aufgaben zu bewältigen
  • zu wenig Unterstützung/Gemeinschaftsgefühl in der Arbeit
  • zu wenig Autonomie/Selbstbestimmung
  • unfaire Behandlung und Be-/Entlohnung ("Gratifikationskrise")
  • wenn Werte der Organisation nicht gelebt oder in massivem Widerspruch zu eigenen stehen

Finden Sie sich oder Mitarbeiter*innen da bei einigen oder mehreren Faktoren wieder? Dann sollten Sie genauer hinschauen. Zu den besten Instrumenten, um das Vorliegen von Burn-out erkennen zu können, zählt das von Christina Maslach entwickelte "Maslach Burn-out Inventory". Es ist hier in deutscher Fassung erhältlich, wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob die Übersetzung wissenschaftlich validiert ist. Auch die Burn-out Screening Skalen (BOSS) gelten als solides Messinstrument zur Burn-out-Diagnose, sind aber in der Regel nicht frei zugänglich. Die Mayo-Clinic, eine der führenden Einrichtung zur Behandlung seelischer Erkrankungen in den USA, listet hier einige mögliche Merkmale zur Erkennung von Burnout auf, ich würde sie untergliedern in:

- geistige Alarmzeichen (permanenter Zynismus, Kritik in der Arbeit)

- seelische Indikatoren (stark vermehrter Ärger, Frust, Ungeduld, Genervtheit, Hoffnungslosigkeit, Pessimismus im Job – und keine Freude mehr an sonst üblichen Leidenschaften)

- Verhaltens-Anzeichen (Produktivität sinkt, Fehler und Krankentage nehmen zu, verstärkte Isolation, ständiges Zuspätkommen, massiv gestiegener Alkohol-, Tabletten- oder Jung-Food-Konsum)

  • körperliche Symptome (wie häufige Kopfschmerzen, viele Infekte/Krankheitstage, Verdauungsstörungen, Schlafprobleme, permanente Müdigkeit/Unruhe, Drücken in der Brust...)

In jedem Fall zeigt sich: Ein Besuch bei der Hausärztin ist bei Verdacht auf Burn-out als allererstes angezeigt. Schon alleine, um eine mögliche Schilddrüsenfehlfunktion, Medikamentenunverträglichkeit oder andere körperliche Ursachen für die Symptome entdecken oder ausschließen zu können. 

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass manche Hausärzte dem Burn-out-Syndrom skeptisch gegenüberstehen und eher von Depression sprechen. Christina Maslach und andere Forschende sehen zwar Überlappungen und Beeinflussungen zwischen Depression und Burn-out. Weisen aber aus meiner Sicht sehr zurecht darauf hin, dass

  • Burn-out Situations- und Arbeitsbezogen ist
  • wohingegen sich Depression generell und Kontext-unabhängig zeigt
  • Burn-out und Depression auf keinen Fall als gleiche mentale Krankheit behandelt (im doppelten Sinne) werden sollten.

Burn-out ist ein Organisations-, Führungs- und Arbeitsproblem. Es wird sich in aller Regel nicht durch mehr Achtsamkeitstrainings, Yoga-Übungen oder konstruktive Bearbeitung von Glaubenssätzen bei Einzelnen beseitigen lassen. Doch dazu mehr in den kommenden Folgen dieser Mini-Serie.

Wenn Sie mehr wissen wollen

Hier einige Angebote von mir, wenn Sie hören, lesen, wissen, erleben wollen:

🎧 Was bedeutet, welche Folgen hat und was tun gegen Burn-out als Führungskraft? Darum geht es in der aktuellen Folge meines Podcasts "Positiv Führen" – gemeinsam mit dem Psychologen und Burnout-Experten Lukas Entezami. (Der Podcast freut sich über Abos, Sternchen und freundliche Bewertungen auf Apple Podcasts – und ich mich gleich mit.)

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Mit positiven Grüßen aus Garmisch-Partenkirchen

Christian Thiele

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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