Wieso Du eineN besteN FreundIn im Job brauchst – und wie Führung soziale Verbindungen stärken könnte/sollte/müsste

CHRISTIAN THIELE

0  KOMMENTARE

Hast Du eineN „work spouse“, eineN „ArbeitsgattIn“, also eineN engeN FreundIn im Job? Nein? Solltest Du aber.


Wir brauchen enge soziale Verbindungen, im Job und jenseits davon. Da aber viele einen Großteil ihrer (mehr oder weniger) wachen Stunden mit Arbeit verbringen, macht es besonders Sinn, diese auch und gerade im Beruf zu pflegen. YouGov-Umfragen zufolge haben 76% der US-AmerikanerInnen schon mal eineN „friend“ (ja, ich weiß, das bedeutet im US-Englischen auch mal was anderes als bei uns…) in der Arbeit gefunden – mehr als in allen anderen Lebensbereichen.


https://today.yougov.com/topics/society/articles-reports/2019/07/30/loneliness-friendship-new-friends-poll-survey


Die Corona-bedingte Isolation der vergangenen Jahre, der aus der Pandemie folgende Digitalisierungsschub und die zunehmend remotere Arbeitswelt machen es offenbar noch wichtiger, dicke zu sein mit (einigen) KollegInnen. Umfragedaten von Gallup legen nahe, dass Menschen, die eine enge Freundin, einen engen Freund im Job haben, 

  • enger mit KundInnen und externen PartnerInen stehen
  • mehr in weniger Zeit erledigt bekommen
  • mehr Freude an der Arbeit haben
  • innovativer sind und ihr Wissen mehr teilen
  • mehr zur Arbeitssicherheit beitragen

als jene, die das nicht von sich behaupten.


Den Gallup-Zahlen zufolge empfehlen Menschen, die sich als eng verbunden mit anderen im Job erleben, den eigenen Arbeitgeber doppelt so oft wie Menschen, die das nicht tun – und seit der Pandemie mit steigender Tendenz. Auch die Arbeitszufriedenheit ist bei denen doppelt so hoch, die auf die Frage nach einem engen Freund auf der Arbeit mit „Ja“ antworten.

https://www.gallup.com/workplace/397058/increasing-importance-best-friend-work.aspx 


Deshalb ist diese Frage auch eine jener zwölf Fragen (neben etwa „Ich weiß, was von mir erwartet wird“ oder „MeineRM VorgesetzteRN bin ich auch als Person wichtig“), die Gallup in seinem Q12-Fragebogen zum Mitarbeiterengagement erhebt. 


*****

Ihr wollt (zusätzilch) meinen Newsletter zu Positiver Führung und Positiver Psychologie im Job in die Mailbox bekommen, einmal im Monat, samt Quellenangaben? Dann meldet Euch an unter 

positiv-fuehren.com/newsletter

*****


Anderen Umfragen zufolge tragen Arbeitsfreundschaften zu mehr Freude am Job, mehr Kreativität und höherer Kreativität bei. 

https://wearewildgoose.com/usa/news/workplace-friendship-and-happiness-survey/ Sie steigern aber nicht nur das Plus – sie machen auch das Minus kleiner. Denn Menschen, die sich in der Arbeit sozial eingebunden fühlen, berichten niedrigere Stresswerte und verminderte Anfälligkeit für Burn-out. Im Global Happiness Policy Report von 2018 heißt es: „Interpersonal relationships have a sizeable and significant positive effect on the job satisfaction of the average employee. They rank first out of our 12 domains of workplace quality in terms of power to explain variation in job satisfaction.“

https://s3.amazonaws.com/ghc-2018/GHC_Ch5.pdf


Und Umfragedaten lassen darauf schließen, dass für die GenZ, die nach und nach die BabyBoomer-Generation ersetzt, Freundschaften im Job noch selbstverständlicher und wichtiger sind als für ältere Generationen – die noch häufiger in Vereinen, Kirchen oder sonstwo anders institutionell organisiert waren. Auch sehen die Millenials gute Freunde im Job als Karrierebooster – und als wichtige GehilfInnen bei der (Wieder-)Anwerbung von (ehemaligen) Beschäftigten!

https://blog.linkedin.com/2014/07/08/work-bffs  

https://www.slideshare.net/linkedin/relationships-work#1


Das kommt Dir alles banal vor?


Ist es aber nicht. 


Ich weiß von Handelsunternehmen, die es (widerrechtlich) ihren Angestellten untersagt haben, außerhalb der Arbeit mit den KollegInnen befreundet zu sein. Angeblich aus Angst vor gemeinsamem Unterschleif, wahrscheinlich eher aus Furcht vor Solidarisierung gegen die – pardon – schweinemäßigen Arbeitsbedingungen.


Ich habe Chefs erlebt, die vor versammelter Mannschaft gegen den „Sozialklimbim“ gewettert haben, wenn wieder wer mit einer Geburtstagskarte in die Unterschriftenrunde ging und zuverlässig für jedeN im Team einen Geburtstagskuchen mitbrachte.  


Wir sind Herdentiere, Zugehörigkeit ist eines der menschlichen Basisbedürfnisse, erlebte Einsamkeit geht einher mit weniger Sinnerleben, schlechterer Gesundheit, geringerer Leistungsfähigkeit etc. Deshalb ist im PERMA-Lead-Modell positiver Führung die Verstärkung sozialer Beziehungen im Job („relationships“) auch einer von fünf Bausteinen (neben der Förderung positiver Emotionen, Stärkenfokus und dem Verdeutlichen von Sinn, Bedeutsamkeit und Wirksamkeit).


Als Führungskraft solltest Du daher 

  • Freundschaft im Job vorleben
  • den Wert von beruflichen Freundschaften verstehen und verstärken
  • Tandem- und Teamarbeit durch gezielte Delegation etc. fördern
  • Raum für informelle und persönliche Begegnungen schaffen
  • bewusst mit den Teammitgliedern nicht nur über Zahlen, Daten, Fakten und Termine sprechen – sondern auch mal über die Ferien, den Hund, den Kreuzbandriss etc.
  • die Mitarbeitenden – regelmäßig und anonym – nach ihrer sozialen Anbindung im Job fragen – und gegebenenfalls Events oder sonstige Maßnahmen für mehr und besseres Miteinander anbieten.


❓Wie geht es Dir mit Arbeitsfreundschaften – den eigenen und denen der Teammitglieder? Was tust Du für enge soziale Verbindungen im Job? Was könntest Du mehr, anders, neu dafür tun?

Herzlich aus dem unten grünen, oben weißen Garmisch-Partenkirchen


Christian Thiele

P.S.: Ihr macht, Sie machen das gut!

Haufe: Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen.

Sei der Erste, der den Beitrag teilt!

Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

Das könnte Ihnen auch gefallen: 

Glück im Job messen, verbessern, verstehen – mit Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt | Podcast „Positiv Führen“

Glück im Job messen, verbessern, verstehen – mit Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt | Podcast „Positiv Führen“
{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>