Worum geht’s eigentlich?
Der Begriff „Sinn“ geht zurück auf das althochdeutsche „sinnan“, das für „reisen“, „streben“ oder „trachten“ steht. Auch das lateinische „sent-“ Sinn hat also qua Begrifflichkeit immer etwas mit einem Wohin zu tun, ist etwas Dynamische. Auch das italienische – also spätlateinische – „sentiero“, „Pfad“ kann einem dabei in den, äh: Sinn kommen.
Nach allem, was wir wissen, sind nur Menschen in der Lage, die An- oder Abwesenheit von Sinn zu empfinden. Auch wenn wir dafür kein eigenes Sinnesorgan haben, das uns Sinnhaftigkeit oder Bedeutungslosigkeit schmecken, riechen oder fühlen lassen würde – wir wissen, wie sich Sinn in der Arbeit oder im Leben anfühlt. Jedenfalls so ungefähr.
Tatjana Schnell, Professorin in Innsbruck und Oslo, erforscht seit Jahren den Sinn, misst das Sinnerleben mit harten Indikatoren und hat ein spannendes und sehr lesbares Buch geschrieben: „Die Psychologie des Lebenssinns„. Schnell unterscheidet darin vier unterschiedliche Dimensionen von Sinn. Wer sein Leben und Tun als bedeutsam und sinnhaft erlebt, die oder der erlebt sich als:
- kohärent, sprich: die Ziele und Handlungen in unterschiedlichen Lebensbereichen passen zusammen, widersprechen einander nicht;
- orientiert: Ich habe ein Wohin, eine Richtung, einen inneren Kompass, der mir Entscheidungen für das eine und gegen das andere möglich oder leichter macht – gerade auch in schwierigen, unübersichtlichen Phasen meines Arbeits- und Privatlebens;
- bedeutsam: Ich erlebe Resonanz, mein Handeln bewirkt etwas, ist nicht völlig wirkungslos, irrelevant – wie manche das gerade in Konzernen erleben;
- zugehörig: ich bin Teil von etwas, einer Strömung, einer Partei, einer Firma, eines Berufsstandes – und nicht komplett isoliert.
🎧 Eine Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ habe ich mit Prof. Dr. Tatjana Schnell gestaltet. Sie dreht sich darum, wie Chefinnen und Chefs Sinn-voller führen können – gerade aus, in, nach Krisen , sich selbst und andere. (Der Podcast und ich freuen uns übrigens über Abos und freundliche Bewertungen!). Auf den einzelnen Plattformen hier zu hören👇🏼
Mit den Sinngläsern arbeiten
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Übrigens:
Wer Texte wie diesen in meinem Newsletter erhalten will (ca. 1*/Monat) – hier eintragen:
positiv-fuehren.com/newsletter
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Mit Führungskräften und Teams arbeite ich gerne in Workshops oder auch im Einzelcoaching gerne über die so genannten Sinngläser zu dem Thema. Und zwar wie folgt:
- Zeichne bitte vier Gläser für die vier Dimensionen von Sinn nach Schnell (Bedeutsamkeit, Kohärenz, Orientierung, Zugehörigkeit):
- Wo würdest Du jeweils den Füllstand für Dein aktuelles (Berufs-)Leben sehen? Gerne einzeichnen!
- Wo wäre das jeweilige aktuelle Optimum (nicht Maximum) der Füllstände? (Wenn ich zum Beispiel gerade ein Haus baue, kleine Kinder habe o.ä., ist mein Optimum an kollegialer Verbundenheit im Job evtl. gerade nicht bei 100%…) Auch das gerne einzeichnen!
- Welche Deltas zwischen Ist und aktuellem Soll stellst Du möglicherweise fest?
- Was heißt das für die Sinnvermittlung gegenüber Deinen Mitarbeitenden, KollegInnen, Vorgesetzten etc.?
- Und wie steht es bei anderen im Team mit ihrem Sinnerleben? Wo seht Ihr Gemeinsamkeiten, wo sind Unterschiede? Was heißt das für Euch?
P.S.: Du machst, Ihr macht, Sie machen das gut!
Haufe: Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen.