Psychologisches Kapital (PsyCap) nutzen als Führungskraft – 7 Dinge, die Sie wissen sollten

CHRISTIAN THIELE

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Was ist eigentlich Psychologisches Kapital (PsyCap), wieso sollten sich Führungskräfte damit befassen – und wie können sie es stärken? Damit habe ich mich in der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ befasst und dazu PsyCap-Expertin Dr. Corinna Schmidt (https://positiv-fuehren.com/podcast/) befragt. Hier sieben Dinge, die Führungskräfte über PsyCap wissen sollten:

Psychologisches Kapital (PsyCap) ist eine besondere Form des Kapitals, das einen Wettbewerbsvorteil für Organisationen ausmachen kann:

  • traditionelles Kapital besteht aus finanziellen Assets, Technologien, physischen Strukturen etc.
  • Humankapital umfasst implizites und explizites Wissen, Sozialkapital die Normen und Werte, Vertrauen etc. in einer Organisation

Unter psychologischem Kapital (abgekürzt PsyCap) versteht Fred Luthans, ein amerikanischer Organisationswissenschaftler und Psychologe, eine einzigartige, erneuerbare, langfristig erhaltbare und nicht so leicht kopierbare Ressource, die sich messen, trainieren und ausbauen lässt.

Der Nutzen von PsyCap ist vielfältig. Eine Meta-Analyse von Luthans und KollegInnen, die mehrere Studien zusammenfasst, legt unter anderem nahe: Wer das PsyCap fördert,

  • stärkt Jobzufriedenheit und Loyalität zur Organisation
  • fördert psychologisches Wohlbefinden und Performance
  • mindert Stress, Zynismus, Ängste, Kündigungsabsichten (Luthans et al. 2011, shorturl.at/ailLU )

PsyCap kann damit eine Brücke bauen zwischen traditionellen, betriebswirtschaftlichen Messgrößen für unternehmerischen Erfolg und dem Wohlbefinden, der Zufriedenheit und dem Engagement Einzelner und Gruppen. Sowohl in der Selbst- als auch in der Fremdwahrnehmung und sogar über objektive Kennzahlen sind die positiven Effekte von PsyCap nachweisbar. „Die Steuerung bzw. Gestaltung des Psychologischen Kapitals hilft Führungskräften, relevante Geschäftsergebnisse effektiver und effizienter erreichen zu können als durch herkömmlich Einflussgrößen“, schreibt Prof. Dr. Rüdiger Reinhardt in seinem sehr lesenswerten Buch „Psychologisches Kapital“ (2013). In Zeiten großer Kündigungswellen, demographischer Umwälzungen (Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge) und massiver Disruptionen nicht ganz unwichtig, oder?

Die vier Säulen des psychologischen Kapitals sind

  • Hoffnung
  • Selbstwirksamkeit (englisch: „efficacy“)
  • Resilienz
  • und Optimismus

PsyCap wird daher nach den englischen Abkürzungen auch als HERO-Konzept bezeichnet. Die Zusammenhänge zwischen PsyCap als Gesamtkonstrukt und besserer Arbeitsleistung und -Motivation sind stärker als Korrelationen mit den vier Teilstrategien. Im Folgenden erläutere ich sie kurz:  

Hoffnung im Sinne des PsyCap-Modells setzt sich vor allem aus drei Faktoren zusammen: Habe ich ein Ziel? Bin ich motiviert, dieses Ziel zu erreichen? Und habe ich auch unterschiedliche Strategien, diesem Ziel näherzukommen?

Selbstwirksamkeit ist die Zuversicht, eigene Ressourcen mobilisieren zu können, um trotz Hindernissen diese Ziele dann auch verfolgen und ihnen näher kommen zu können. Sprich: Wer immer wieder erlebt, auch in großen Projekten oder in komplexen Settings Dinge gebacken zu bekommen, erlebt Selbstwirksamkeit.

Selbst nach negativem Feedback das Krönchen richten und weitermachen, aus Krisen und Katastrophen, unter ungewissen Umständen das beste machen und daran wachsen können – das ist Resilienz.

Optimismus schließlich ist eine Form des Denkens, die positive Ereignisse eigenen Leistungen und Fähigkeiten zuschreibt – und negative Ereignissen eher über temporäre Faktoren oder situative, externe Umstände erklärt.

Führungskräfte können PsyCap stärken, indem sie zum Beispiel

  • mit den Mitarbeitenden Annäherungs- statt Vermeidungsziele erarbeiten
  • konkretes, stärkenorientiertes Feedback geben
  • mögliche Hürden und Hindernisse bei Projekten bewusst in den Blick nehmen und diskutieren – natürlich samt Strategien, um diese zu bewältigen
  • in Meetings nicht nur auf die Mängel und Macken fokussieren, sondern bewusst und systematisch Erfolg und Fortschritt in den Blick nehmen

Bei Untersuchungen im Jobcenter Osnabrück konnte Dr. Corinna Schmidt (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/job.2578, dazu auch meine Podcastfolge mit Kirsten Liebchen unter https://positiv-fuehren.com/podcast/mein-podcast-positiv-fuehren-folge-35-positive-leadership-und-positive-psychologie-im-jobcenter-mit-kirsten-liebchen/) Indizien dafür finden, dass sich PsyCap auch mit Blick auf Menschen jenseits der organisationalen Grenzen vermehren lässt (in ihrem Fall EmpfängerInnen von Sozialleistungen).

Viel Gelingen, Gaudi und Glück beim Mehren des Psychologischen Kapitals!

P.S.: Sie machen, Ihr macht das gut!

Haufe: Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen.

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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