Teams positiv führen mit dem GRPI-Modell

CHRISTIAN THIELE

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Wie arbeiten wir eigentlich zusammen? Wie zufrieden sind wir mit dem Miteinander? Und was können wir möglicherweise verbessern? 

Eine neue Phase des – ja was eigentlich?

Das sind einerseits recht zeitlose Fragen, die sich jede Führungskraft für jedes Team und jedes Team selbst immerwieder stellen könnte und sollte. Andererseits ist mein Eindruck: Wir sind gerade in einer neuen Phase der Corona-Krise. Der erste harte Lockdown löst sich nach und nach auf, es gibt in vielen Bereichen Lockerungen, von denen keiner weiß, wie lange sie dauern, wie weit sie gehen können. Und jetzt stellen Teams nach dem reinen Krisenmodus der letzten Wochen und Monate um in: ja in was eigentlich? In eine neue Normalität? In eine post- oder in eine neue prä-Phase? Weiß keiner.

"Haben Sie irgendwas für meine Truppe?" – "Mit was kannst Du mein Team unterstützen?" – "Was haben Sie den für unsere Frau- und Mannschaft in der aktuellen Zeit zu bieten?" Ich werde jedenfalls immer häufiger um Rat, Hilfe und Unterstützung gebeten. Darf Teamcoachings, Teamentwicklungen begleiten, zumeist noch virtuell, manchmal auch schon wieder live und in Farbe.

Und ein Modell, mit dem ich dabei gerne arbeite, will ich nun vorstellen, das GRPI-Modell.

Was ist überhaupt ein Team? Bevor ich jetzt mit irgendwelchen akademischen Definition langweile, hier mal eine handgeschnitzte: Ein Team ist eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame Aufgaben und Verantwortlichkeiten mehr oder weniger dauerhaft miteinander verbunden sind – und die gleichzeitig ein mehr oder weniger großes Maß an Autonomie und Freiraum haben. Diese Miteinander im Team besprechbar zu machen und verbesserbar zu halten ist eine der wesentlichen Aufgaben von Führung. Und dabei hilft das GRPI-Modell. Es ist simpel genug, um es Seminarteilnehmern, Führenden oder Teammitgliedern auf einem Bierdeckel oder vor der Kaffepause oder nach dem Knödelkoma zu vermitteln – und gleichzeitig hinreichend operationalisierbar und messbar, um damit die Diskussion über das Miteinander in Gang zu bringen.

Das GRPI-Modell verstehen...

Ich war noch nicht auf der Welt, da erfand der US-amerikanische Organisationstheoretiker Richard Beckard 1972 das GRPI-Modell. GRPI steht für:

  • Goals, also Ziele: Was ist die Existenzberechtigung des Teams? Was soll es erreichen, wer hat was von seinen Leistungen? Wie gut kennen die Teammitglieder die Teamziele, wie groß ist die Einigkeit oder der Dissens über die unterschiedlichen Vorstellungen von den Zielen?
  • Roles: Welche Aufgabenverteilungen, welche Rollendefinitionen gibt es im Team? Wie klar oder wie unklar sind diese? Wie fest definiert oder wie fluide? 
  • Processes: Damit sind die Prozesse, die Arbeitsabläufe, die Tools, die Meeting-Spielregeln, die Kommunikationskanäle gemeint. Wie klar sind diese? Wie effektiv, wie effizient?
  • Interpersonal Relationships, also Atmosphäre: Wie empfinden die Teammitglieder das Miteinander, den Teamgeist, den Zusammenhalt, das Vertrauen?

...und anwenden:

Was kann ich nun mit dem GRPI-Modell anfangen? „Miss es oder vergiss es“ heißt es ja in vielen Organisationen. Deshalb lasse ich in Teamworkshops die GRPI-Einschätzung gerne messen: Gibt mal bitte jedeR an, auf einer Skala von 0-10: Wie klar sind mir die Teamziele? Wie zufrieden bin ich mit der Klarheit der unterschiedlichen Rollen? Wie gut finde ich die Abläufe und Prozesse, die wir pflegen? Und wie bewerte ich das Teamklima? Ich lasse das entweder mit anonymen Zettelchen bewerten, mit digitalen Tools wie Menti – oder, wenn ich mit einem Team draußen in der Natur unterwegs bin, nehme ich laminierte Messskalen mit und lasse mit Tannenzapfen oder Kieselsteinen bewerten. 

Dann frage ich zum Beispiel: Wie bewertet Ihr jetzt die Bewertung? Was erscheint Euch einleuchtend, was überrascht? Und schon ist meistens eine sehr intensive, ehrliche Diskussion über das MIteinander im Gange. 

Die Werte an sich finde ich gar nicht so wichtig, interessanter finde ich deren Einschätzung. Auch kann es ja, zum Beispiel bei den Rollendefinitionen ein zuwenig, ein optimal oder ein zuviel geben – wenn zum Beispiel alles haarklein mit in Blut unterschriebenen Zuständigkeitsabgrenzungen festgezurrt ist und verteidigt wird und niemand mehr die Dinge angeht oder auch nur sieht, die zwischen den Verantwortungssilos liegen. 

Gerne frage ich daher im Anschluss, zum Beispiel mit einem digitalen Tool wie mural oder in der echten Welt mit Moderationskarten, was denn schon gut funktioniert in den vier Bereichen. Und natürlich was noch mehr, anders, besser werden könnte. Und welche konkreten Maßnahmen helfen könnten, um einen oder mehrere der GRPI-Pfeiler zu stärken. Aber man kann auch in einem wöchentlichen oder monatlichen Pulscheck die GRPI-Säulen abfragen – mit oder ohne Coach...

Wenn Sie mehr wissen wollen...

Wie geht es Ihnen mit diesen Impulsen? Ich freue mich über Kommentare und Rückmeldungen. Und falls Sie sich fragen, was ich eigentlich beruflich so mache: Ich unterstütze Teams und Führende auf dem Weg zu mehr Leistungsfähigkeit, Freude und MIteinander. Mit Coachings, Teamworkshops und Vorträgen, mal in Präsenz, mal virtuell. Daher hier noch ein bisschen Werbeeinblendung für meine Angebote:

Was heißt Positive Leadership in turbulenten Zeiten? Was stresst, was fordert, was überfordert, Sie und Eure Mitarbeiter? Ich habe dazu mit einigen Führungskräften gesprochen. Und sie auch gefragt, was gut funktioniert, was hilfreich war und ist. Und was bleiben soll für später – wie und wann auch immer die Corona-Krise zu Ende sein wird. Außerdem erkläre ich das SCARF-Modell von David Rock. Alles in der neuen Folge von „Positiv führen", meinem Podcast zu Positive Leadership – für mehr Leistung 📈, Motivation💡, Elan 🚀 und Glück🍀 – in der Arbeit und im Leben. 🎧 Hören Sie rein unter 👇🏼positiv-fuehren.com/podcast

💡 Mein Buch „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe 2020) ist jüngst erschienen, derzeit nur als E-Book erhältlich. Mir ist am liebsten, Sie bestellen es bei meinem oder Ihrem Buchhändler des Vertrauens als bei ... Sie wissen schon.

🚀 Natürlich stehe ich für Online-Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind kostenlos.

Mit (meist) positiven Grüßen

Christian Thiele

P.S.: Sie machen das gut!

Christian Thiele: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe Verlag, Mai 2020)

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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