Mein Miteinander sortieren und stärken – mit dem Beziehungsrad

CHRISTIAN THIELE

0  KOMMENTARE

Wir Menschen sind Beziehungstiere. Die Corona-Krise ist ein Beleg dafür, denn worunter meine Coachees und die Führenden, mit denen ich gerade zu tun habe, in den Wochen des Shutdowns am meisten gelitten haben, ist der reduzierte Sozialkontakt. Wir können nicht schneller laufen als andere Gattungen, wir können nicht besser sehen, wir sind auch nicht stärker. Aber wir sind die einzigen Lebewesen, die ihre Toten beerdigen, soziale Netzwerke im Internet errichten– und wir sind die einzigen, die im Namen unserer Gruppe Kriege gegen andere Gruppen führen. Warum ist unser Gehirn im Verhältnis zu unserer Körpergröße so riesig? Wegen der vielen sozialen Verschaltungen, weil unser Inneres permanent nach äußeren Verbündeten, Partnern, Freunden Ausschau hält, weil wir andauernd – und weitgehend unbewusst – abschätzen, wie wir zu anderen stehen und wie diese zu uns.

Für den freien, autonomiebewussten Menschen ist das eigentlich eine Kränkung: Wir sind gar nicht in der Lage, für uns selbst Wohlempfinden oder – sagen wir es ruhig: Glück zu erschaffen. Wir sind dazu auf unsere Mitmenschen angewiesen. Leider oder zum Glück, je nachdem.

Eine simple Übung, die ich mir ausgedacht habe und gerne in Trainings und Coachings durchführe, kann dabei helfen, unsere soziale Einbindung zu überprüfen – und zu verbessern, das Beziehungsrad. Ich stelle es hier vor:

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

1. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und zeichnen Sie einen Kreis auf. Halbieren Sie den Kreis mit einer Linie, halbieren Sie die Hälfte in zwei Viertel und machen Sie dann mit zwei Diagonalen acht mehr oder weniger gleich große Tortenstücke aus dem Kreis.

2. Wer sind die aktuell acht wichtigsten Personen in Ihrem (Berufs-)Leben? Denken Sie eine Weile nach und schreiben Sie jeweils einen Namen neben jedes Tortenstück.

3. Wie nah stehen Sie jeder dieser Personen? Setzen Sie für jede dieser Personen ein Kreuzchenin "ihr" jeweiliges Tortenstück, und zwar entsprechend der Nähe, die sie gerade zu dieser Person empfinden. Ganz in der Mitte heißt: Ich fühle mich der Person momentan sehr verbunden. Ganz außen hieße: Ich bin derzeit ziemlich auf Distanz mit der Person, habe Ärger mit ihr o.ä.

4. Sie können die Punkte nun verbinden. Wenn Sie auf Ihr Beziehungsnetz schauen (in etwa wie in der Beispielgrafik dargestellt): Was fällt Ihnen auf? Was überrascht Sie? Was bestärkt Sie?

5. Wenn Sie drei der Personen ganz innen im Kreis anschauen, denen Sie sich also besonders eng verbunden fühlen: Was macht das Verhältnis mit diesen Menschen so besonders? Inwiefern stärken und stützen diese Verbindungen Sie? Was ist Ihr Beitrag dazu?

6. Manchmal kann aber auch Abgrenzung ein wichtiger Resilienzfaktor sein, betrachten Sie daher nun zwei der Personen relativ weit außen: Wie kommt es, dass diese Personen einerseits recht wichtig in Ihrem Leben sind, Sie sich aber doch entfernt fühlen? Gibt es etwas, das Sie tun könnten, um das Verhältnis zu verbessern, zu intensivieren, zu klären? Oder handelt es sich um eine sehr belastende, fordernde Beziehung, die Ihnen mehr Energie rauben als geben kann, eine möglicherweise sogar toxische Verbindung? Wie könnte das Verhältnis zu diesen „Energieräubern“ vermindert, verkleinert werden? Wie können Sie einen gesunden Abstand zu dieser Person finden oder vergrößern?

Wenn Sie mehr wissen wollen...

Wie geht es Ihnen mit diesen Impulsen? Ich freue mich über Kommentare und Rückmeldungen. Und falls Sie sich fragen, was ich eigentlich beruflich so mache: Ich unterstütze Teams und Führende auf dem Weg zu mehr Leistungsfähigkeit, Freude und MIteinander. Mit Coachings, Teamworkshops und Vorträgen, mal in Präsenz, mal virtuell. Daher hier noch ein bisschen Werbeeinblendung für meine Angebote:

💡 Die Übung stammt aus meinem Buch „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe 2020). Es ist jüngst erschienen, derzeit nur als E-Book erhältlich. Mir ist am liebsten, Sie bestellen es bei meinem oder Ihrem Buchhändler des Vertrauens als bei ... Sie wissen schon.

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.


Was heißt Positive Leadership in turbulenten Zeiten? Was stresst, was fordert, was überfordert, Sie und Eure Mitarbeiter? Ich habe dazu mit einigen Führungskräften gesprochen. Und sie auch gefragt, was gut funktioniert, was hilfreich war und ist. Und was bleiben soll für später – wie und wann auch immer die Corona-Krise zu Ende sein wird. Außerdem erkläre ich das SCARF-Modell von David Rock. Alles in der neuen Folge von „Positiv führen", meinem Podcast zu Positive Leadership – für mehr Leistung 📈, Motivation💡, Elan 🚀 und Glück🍀 – in der Arbeit und im Leben. 🎧 Hören Sie rein unter 👇🏼positiv-fuehren.com/podcast

🚀 Natürlich stehe ich für Online-Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind kostenlos.

Mit (meist) positiven Grüßen

Christian Thiele

P.S.: Sie machen das gut!

Christian Thiele: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe Verlag, Mai 2020)

Sei der Erste, der den Beitrag teilt!

Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

Das könnte Ihnen auch gefallen: 

Glück im Job messen, verbessern, verstehen – mit Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt | Podcast „Positiv Führen“

Glück im Job messen, verbessern, verstehen – mit Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt | Podcast „Positiv Führen“
{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>