Stellen Sie sich eine Zitrone vor. Eine richtig große, reife, saftige Zitrone. Sie schneiden die Zitrone durch. Nehmen eine Hälfte in die Hand. Machen den Mund auf. Riechen schon deren beißende Säure. Der Saft trieft hinaus. Und jetzt – beißen Sie herzhaft hinein.
Mit ziemlicher Sicherheit sind Ihnen jetzt zwei Dinge passiert, die selbst mir beim Schreiben passieren:
- der Mund hat sich verzogen, so wie wenn man – nun ja, in eine Zitrone beißt
- und im Gaumen hat sich Speichel gesammelt
Das Experiment ist ein Klassiker in der Psychologie, es belegt auf simple Weise, wie wir mit purer Gedankenkraft biochemische und andere Vorgänge im Körper beeinflussen können.
Wir fühlen, was wir fühlen, weil wir denken, was wir denken.
Corona-Blues? Da geht noch was!
Wenn Sie also wegen der Sorge um Covid-19, wegen finanzieller Ängste, wegen Überforderung durch Home-Schooling, Home Office und/oder irgendwelcher sonstiger Nöte schlecht gelaunt sind und den Blues haben: schlimmer geht immer!
Hier eine kurze Auflistung von Denkstrategien, mit denen Sie Ihren seelisch-psychischen Zustand noch weiter verschlechtern können. Funktioniert mindestens so sicher wie das Zitronenexperiment:
- Maximale Ansprüche an mich selbst (statt „Passt-scho“-Strategie)
- mit Scheitern rechnen (statt Fortschritt bemerken)
- „Hindernisse behindern“ (statt als Herausforderung sehen)
- Pessimismus (statt Zuversicht)
- „Ich bin hilflos“ (statt eigene Handlungsspielräume zu erkennen und zu nutzen)
- Überall nur Bedrohungen und Probleme sehen (statt hie und da auch Gelegenheiten)
- Schwarz-weiß-Denken (statt in Grautönen)
- „Meine Probleme sind allumfassend und ewig“ (statt: „sie werden weniger werden und betreffen nicht alle Lebensbereiche“)
- Kollegen als Wettbewerber/Konkurrenten sehen (statt zu ignorieren oder als Ansporn oder Unterstützer zu sehen)
- „Der Job, für den ich mich erfolglos beworben habe, wäre der reinste Traumjob gewesen“ und andere nicht-hilfreiche Entscheidungsrationalisierungen
- Mich selbst permanent und maximal ernst nehmen (statt moderater Introspektion)
- Scheitern gründlichst analysieren, Erfolge achselzuckend ignorieren
- meine Schwächen bekämpfen (statt meine Stärken feiern)
- Eindeutigkeit von mir verlangen (statt Sowohl-als-auch und Ambiguität akzeptieren)
- „Meine Erfolge sind Zufall, meine Misserfolge zeigen meinen wahren Charakter“
Fallen Ihnen noch andere ein? Wahrscheinlich habe ich, vergesslich und schlampig wie ich bin, ein paar vergessen. Und veilleicht acuh eni para Fheler megacht. Sei's drum. Wunschlos ist nicht mal, um mit einem aktuellen Nobelpreisträger zu sprechen, nicht mal das Unglück.
Wenn Sie mehr wissen wollen...
Wie geht es Ihnen mit diesen Impulsen? Ich freue mich über Kommentare und Rückmeldungen. Und falls Sie sich fragen, was ich eigentlich beruflich so mache: Ich unterstütze Teams und Führende auf dem Weg zu mehr Leistungsfähigkeit, Freude und Miteinander. Mit Coachings, Teamworkshops und Vorträgen, mal in Präsenz, mal virtuell. Daher hier noch ein bisschen Werbeeinblendung für meine Angebote:
Christian Thiele: Positiv führen in schwieriger Zeit (Haufe 2020)
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Mit (meist) positiven Grüßen
Christian Thiele
P.S.: Sie machen das gut!