Schwächen relativieren, Stärken regulieren als Führungskraft

CHRISTIAN THIELE

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Kennt Ihr, kennen Sie die eigenen Stärken? Nein? 

Macht nichts, einerseits. Denn das geht laut Studien den meisten so. 

Schade, andererseits. Denn Menschen, die ihre Stärken kennen und im Job (zumindest immer wieder) einsetzen können, 

  • leisten aus Eigen- und Fremdperspektive mehr
  • haben mehr Freude an ihrer Arbeit
  • stecken sich ehrgeizigere Ziele und erreichen diese mit größerer Wahrscheinlichkeit
  • sehen mehr Sinn in ihrer Tätigkeit
  • überwinden Widerstände leichter
  • empfinden weniger Stress
  • kündigen seltener

als diejenigen, die an ihren Stärken vorbeiwursteln. Darauf lassen zumindestens etliche Studien aus der Stärkenforschung schließen, einer der am besten untersuchten Bereiche der noch jungen Forschung zu Positiver Leadership und Psychologie (ein Überblick zu alledem findet sich auf https://www.neuenarrative.de/magazin/warum-es-wichtig-ist-starken-zu-starken-ein-ratgeber/, etwas ausführlicher geht’s in meinem Buch „Positiv Führen. Stärken erkennen und nützen“ (Haufe 2021) zu, etliche wissenschaftliche Forschungsergebnisse finden sich hier: https://www.viacharacter.org/research/findings). 

Es scheint sich also sehr zu lohnen, die Stärken zu stärken. Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs und der Ungewissheit. Und in Zeiten, in denen vermutlich bis auf weiteres Personalknappheit in vielen Branchen herrscht.

„Das mit den Stärken ist ja alles gut und schön“, höre ich häufig von PersonalerInnen oder Führungskräften, mit denen ich zu tun habe. „Aber was machen wir mit den Schwächen?“

Ich halte wenig davon, Schwächen zu beschweigen. Oder von „noch unternutzten Stärken“ zu sprechen oder ähnlichem, pardon, Corporate Bullshit. Aber wie erkennt und anerkennt man Stärken in angemessener Weise, daran fehlt es in vielen Kontexten nach meiner Beobachtung – und findet gleichzeitig einen konstruktiven Umgang mit Schwächen?

Ich arbeite, sowohl in Einzelcoachings als auch in Teams, gerne mit dem Stärkenprofil von Alex Linley. (Sehr empfehlenswert: sein Buch „The Strengths Profile Book. Finding What You Can Do + Love To Do And Why It Matters. Capp Press 2018).Und stelle es hier gerne vor.

Linley unterscheidet zwischen vier verschiedenen Aggregatszuständen, mit Hilfe derer wir Stärkennutzung differenzieren, optimieren und regulieren können – und Schwächen relativieren, delegieren, kompensieren: den realisierten Stärken, den nicht ausgelebten Stärken, dem erlernten Verhalten und den Schwächen.

  • Verwirklichte Stärken (die wir nutzen und ausleben, mit denen wir Erfolg haben, die uns Energie geben, die wir häufig und leicht nutzen): Was mache ich mit diesen Stärken möglich – für mich und für andere? Wie kann ich sie, eventuell durch Kombination mit anderen Stärken, noch besser einsetzen? Und in welchen Kontexten sind sie für wen vielleicht auch mal too much und sollten besser heruntergedreht werden? 
  • Schlummerstärken (die wir weniger nutzen, die uns eigentlich Leistung ermöglichen und uns in die Kraft bringen, die wir aber aus verschiedenen möglichen Gründen seltener auf die Straße bringen): Woher kommt’s, dass ich oder MitarbeitendeR X/Y diese Stärken seltener auslebt? Wie könnte das häufiger passieren, in welchen Umständen, bei welchen Gelegenheiten? Welchen Zielen würde ich durch mehr Nutzung unternutzter Stärken näherkommen?
  • Erlerntes Verhalten (was wir gut, aber ungern machen, was uns eher de-energetisiert): Was habe ich diesen Verhaltensweisen zu verdanken? Was ermöglichen sie, was verhindern sie? Wo verliere ich möglicherweise an Authentizität, wenn ich diese zu stark und häufig ausspiele? Wie könnte ich ihren Gebrauch maßvoll herunterfahren?
  • Schwächen (was uns schwerfällt und keinen Spaß macht, womit wir selten und nur mit größtem Aufwand halbwegs akzeptable Leistungen erzielen): crop, drop, prop, swap, shop – kürzer als im Englischen lässt sich eine gute Strategie im Umgang mit Schwächen nicht formulieren, und außerdem wissen wir von Pumuckl, dass alles gut ist, was sich reimt. Hier im Detail und auf Deutsch: Wie kann ich die meine Schwächen minimieren („to crop“: „stutzen“), weniger relevant machen und/oder den Aufwand an Zeit und Energie reduzieren? Wie kann ich sie fallen lassen („to drop“), indem ich die betreffenden Tätigkeiten/Zuständigkeiten ab- oder aufgebe? Wie lassen sich die Schwächen stützen („to prop“) und auf ein „Gut genug“-Niveau bringen, etwa durch die Kombination mit Stärken oder Schulungen oder Coachings…? Mit wem kann ich Zuständigkeiten tauschen („to swap“), so dass sie oder er möglicherweise genau da Stärken einbringen kann, wo ich Schwächen habe – und andersherum? Und welche Schwächen lassen sich möglicherweise durch Outsourcing, Zukauf von Kompetenz („to shop“) ausgleichen?

Vielleicht arbeitet Ihr Euch selbst durch Euer Stärkenprofil. Vielleicht holt Ihr Euch dazu eine Coachin, die am besten sogar auf das „Strength Profile“ von Linley oder eine andere Diagnostikmethode zertifiziert ist. Vielleicht diskutiert Ihr das Thema mit einem Sparringspartner aus der Organisation. Vielleicht baut Ihr das in einen Teamworkshop ein. Oder oder oder. 

Eines empfehle ich allerdings: Wer als Führungskraft mit den Mitarbeitenden an deren Stärken (und Schwächen) arbeiten will, tut allen Beteiligten einen Gefallen, wenn sie oder er sich zunächst mit dem eigenen Stärkenprofil auseinandersetzt (ein Arbeitsblatt dazu von mir gibt’s unter positiv-fuehren.com/staerkenprofil

Viel Erfolg und Gaudi dabei!

Ansonsten zu vermelden:

gemacht

… habe ich diesen Monat eine hybride Keynote zu positiver Selbstführung – mit einigen Learnings…

… habe ich, quasi als Einpeitscher für den Oktoberfestbesuch, eine Session zur stärkenorientierter Führung für Amazon

… habe ich für das großartige Netzwerk Chancen (https://www.netzwerk-chancen.de) einen abendlichen Impuls zum Wert von Werten

geschrieben

…habe ich für Coachhub einen Blogpost über Empathie als Führungskraft:

https://www.coachhub.com/de/blog/empathie-was-sie-ist-was-sie-bringt-und-wie-fuehrungskraefte-mehr-von-ihr-bekommen-und-zeigen/

… habe ich für die Personalwirtschaft einen neuen Beitrag zu meiner Kolumne „Konstruktiv Positiv“, diesmal ging’s um den Sinn und Unsinn coachender Führung, die Debatte ist, räusper, lebendig:

https://www.linkedin.com/posts/christianthiele_konstruktivpositiv-managerialcoaching-coaching-activity-6980514836937900032-ptVg?utm_source=share&utm_medium=member_desktop 

… habe ich an meinem nächsten Buch, dazu bald mehr

gesprochen

… habe ich mit Philipp Ketteler in seinem tollen Podcast „Management meets Mindulness“, es gibt etwas zu gewinnen, und zwar hier:

https://www.linkedin.com/posts/christianthiele_positivepsychologie-positiveleadership-positivfuehren-activity-6981225427457433600-ucdy?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

… habe ich in meinem Podcast „Positiv Führen“ mit Marcus Schweighart, und zwar über – überrascht jetzt wenig – Positive Führung und Kommunikation:

positiv-fuehren.com/podcast 

genossen

… habe ich den extrem wunderbaren Improvisationspodcast der Jazz-Schule Berlin, kann ich allen MusikerInnen auf jedem Niveau allerwärmstestens empfehlen:

https://www.jazzschule-berlin.de/besser-improvisieren/022/?src=bi-nl-022

… haben etliche großartige KollegInnen und ich die mega-inspirierende Convention der German Speakers Association, hier meine Take-Aways für Führungskräfte:

https://www.linkedin.com/posts/christianthiele_mentees22abr23-speaking-gsacon22-activity-6974610575158824960-54EU?utm_source=share&utm_medium=member_desktop 

… habe ich den Auftakt des neuen Semesters am neuen Standort Ismaning als Teil der DozentInnen-Gang an der Deutschen Hochschule für Sport und Gesundheit im Studiengang „Positive Psychologie und Coaching“. Wer nächstes Semester dabeisein mag:

https://www.dhgs-hochschule.de/studienangebot/master/gesundheit/positive-psychologie-coaching/ 

… hat der Flo mit mir den wahnsinnig berührenden, empörenden, witzigen Film „Liebe, D-Mark und Tod“ – müsst Ihr rein!

https://www.programmkino.de/filmkritiken/liebe-d-mark-und-tod-ask-mark-ve-oeluem/

geplant

… ist mein nächstes Online-Seminar zu Positiver Führung Anfang Dezember, Info und Anmeldung zum Early-Bird-Tarif hier:

https://positiv-fuehren.com/seminar/

… ist bei den Bayreuther Dialogen Ende Oktober unter dem Motto „Wir sind dann mal so frei“ ein Mix an spannenden ReferentInnen und Referaten – ich darf auch dabeisein:

https://www.bayreuther-dialoge.de/konferenz2022

…ist eine baldige Neuauflage meines Impulskartensets zu einem, wie sagt man: angepassten Preis, wer jetzt noch zuschlagen will:

positiv-fuehren.com/kartenset 

gedankt

… sei jetzt schon allen, die an meiner Fragebogen-Studie über Positive Leadership und  Wohlbefinden bei Führungskräften teilnehmen, es gibt auch was zu gewinnen:

https://www.linkedin.com/posts/christianthiele_positiveleadership-imnamenderwissenschaft-activity-6982204924306595840-80Wy?utm_source=share&utm_medium=member_desktop 

… sei Antonia Götsch und Simon Blake für den spannenden Auftakt zum manage-forward-Seminar „Kreativität und Innovation“ – ich kann nicht dabeisein, aber die Teaser-Session war schon mal sehr vielversprechend:

https://forward.manager-magazin.de/kurse/video/kreativitaet 

… sei Hannes Beckenbach für die großartige Form des Arbeitsvertrages, die er in seiner Firma eingeführt hat:

https://www.linkedin.com/posts/christianthiele_newwork-arbeitsvertrag-positiveleadership-activity-6975684212414652416-PZnj?utm_source=share&utm_medium=member_desktop 

Euch und Ihnen einen guten Oktober mit möglichst viel Kastaniensammeln, Kürbissuppe und Drachensteigen und möglichst wenig Wiesn-Grippe, Gaspreis-Stress und so weiter,

Euer und Ihr


Christian Thiele

P.S.: Ihr macht/Sie machen das gut!

Über mich:

Ich will mehr Gelingen und Glück in die Arbeit bringen – mit Seminaren, Coachings, Workshops, Keynotes zu positiver Führung. Für Führende, Teams, Organisationen. Wissenschaftlich fundiert und umsetzungsorientiert, auf Grundlage der Erkenntnisse und Tools von Positiver Leadership und Psychologie.

Wem der Artikel gefallen hat und mehr von/über mich wissen mag: Mich gibt’s auf Xing, LinkedIn, auf meiner Website – und in meinem Podcast "Positiv Führen", alles unter www.positiv-fuehren.com. Wer Fragen/Interesse hat: gern melden!

Haufe: Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen.

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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