Meine Gebrauchsanweisung – für mich!

CHRISTIAN THIELE

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  • Zuverlässigkeit im Job heißt … genau was für dich?
  • An mich delegiert man gut, indem man…
  • Was brauchst du, um eine gute Entscheidung treffen zu können?
  • Womit kann man dich auf die Palme bringen – im und jenseits vom Job?
  • Welche Macke an dir geht dir – gelegentlich – selbst auf die Nerven?

Die meisten Menschen kommen bei solchen Fragen ins Stottern oder Grübeln, wenn ich sie ihnen in Seminaren oder Workshops stelle. Das ist auch nicht schlimm, nur: Wie bitte sollen denn deine Kolleginnen, deine Mitarbeiter, deine Chefin mit dir vernünftig umgehen, wenn du selbst die Antworten auf diese Fragen nicht kennst?

Wie wäre es daher, wenn du mal eine Gebrauchsanweisung für dich selbst verfasst? Und alle anderen Mitglieder im Team dazu einlädst, dies auch zu tun – und sich darüber auszutauschen? Vielleicht findet man sich dann im Labyrinth des Miteinanders ein Stück besser zurecht…

Es gibt viele Gelegenheiten, so eine persönliche Bedienungsanleitung zu erstellen und vorzustellen:

  • bei der Rückkehr aus dem Ferien-Modus;
  • beim Teamworkshop;
  • zum Projekt-Kick-Off;
  • bei der Weihnachtsfeier;
  • wenn ich als Führungskraft ein Team neu übernehme;
  • wenn neue Mitarbeitende ins Team kommen;
  • bei größeren Veränderungen;
  • oder auch einfach nur so.

Und es gibt gute Gründe dafür:

Rund jedeR Vierte in Deutschland, so eine aktuelle Studie des ifo-Institutes, arbeitet zumindest hin und wieder im Home Office. Die Zahlen sind massiv höher als noch vor Beginn der Pandemie. Auch in Handwerks- und Kleinbetrieben sehen sich die Menschen seltener im Büro als noch vor fünf Jahren – und das dürfte so bleiben. Da kann viel Teamgeist und Wir-Gefühl auf der Strecke bleiben – um so sinnvoller könnte es sein, mit ein paar Bedienungshinweisen miteinander ins Gespräch zu kommen über gutes Miteinander. Zumal sich die Arten der Kommunikation und Kollaboration ja auch zwangsläufig ändern in einer hybriden Arbeitswelt.


Die Gebrauchsanweisung für mich ist nur eines der Themen, um die es gehen wird: Wie positive(re)s Führen konkret gehen kann, darum geht es u.a. in meinem nächsten Positive Leadership-Workshop nahe München. Aktuell gibt es noch Plätze zum Early-Bird-Tarif:

positiv-fuehren.com/termine


Stress-Auslöser, Kommunikations-Präferenzen, Hobbies, Stärken und Schwächen, Ansprüche an den Führungsstil, aber vielleicht auch einige private Details; die eine braucht Musik zum Arbeiten, der andere ist zwischen 16 und 19.30 für die Kinder zuständig und kommt erst danach wieder dazu, E-Mails zu beantworten; der eine tut sich schwer mit Lob, die andere hätte kritisches Feedback gern am liebsten erstmal schriftlich; was einen motiviert, wann und wo man am liebsten oder am wenigsten gern arbeitet, wie man mit Zeitdruck umgeht; wie ich als Führungskraft meine Rolle sehe (und wie nicht), was ich mir von den Mitarbeitenden in Meetings wünsche, wozu ich gerne in welcher Form Rückmeldung bekommen möchte und so weiter, und so weiter: all dies sind Themen, die untereinander besprochen werden könnten. Die Gebrauchsanweisung kann helfen, sie besprechbar(er) zu machen.

Im Team einer Bank, mit dem ich einmal gearbeitet habe, hat man die Gebrauchsanweisungen gleich in der Teeküche aufgehängt, zusammen mit lustigen Fotos, die man voneinander gemacht hat. In einer Klinik werden die Bedienungsanweisungen immer gleich bei der Onboarding-Veranstaltung erstellt und vorgestellt. Die einstige Google-Vizepräsidentin Claire Hughes Johnson wurde mit ihrem „Working with Claire“-Dokument, das sie allen neu Eingestellten schickte und um Ergänzungen dazu bat, zu einem Socia-Media-Hit.

It’s not just a manager tool—it’s a way to accelerate relationships and is an exercise in, yes, self-awareness.

So kann das persönliche Bedien-Handbuch zu einem mächtigen, spaßigen, hilfreichen Tool für modernes Zusammenarbeiten werden. Die „psychologische Sicherheit“ ist ein hippes Thema in den letzten Jahren geworden – also ein Klima des Verständnisses, der Fehlerkultur, in dem auch Dissens, Schwieriges, Unangenehmes angesprochen wird, ohne dass man um den eigenen Ruf oder gar Kopf fürchten muss. Amy Edmondson schreibt selbst, dass bei all den Veröffentlichungen zu psychologischer Sicherheit das genaue WIE – also die Frage nach den konkreten Interventionen, die helfen können, psychologische Sicherheit zu fördern – noch ziemlich unterbelichtet ist (2023). Ich würde vermuten, dass eine solche Gebrauchsanweisung ihre Wirksamkeit in Untersuchungen beweisen könnte.

Manual of me Polizei Hessen
Das „Manual of me“ vom Polizeipräsidium Mittelhessen, ©️ Torsten Krückemeier

Ein „Manual of me“ erstellen ist dabei aus meiner Sicht allerdings nur der erste Schritt – denn es geht ja nicht um ein kaltes, blutleeres Technikdokument, sondern eigentlich sollte auf dieser Grundlage die Diskussion über besseres Miteinander erst wirklich losgehen. Und es darf auch nicht als Pseudo-Rationalisierung („So bin ich halt, Ihr wisst es ja jetzt…“) für alle möglichen Arten von unkollegialem oder unsozialem Verhalten missbraucht werden. Die Bedienungsweisung eher als „Prompt“ für gute Gespräche – bei denen im besten Fall etwas mehr gegenseitiges Verständnis, Offenheit und Geduld für einander entstehen. In Ergänzung zum Lebenslauf, in dem wir festhalten, was wir alles schon gemacht haben, könnte die Gebrauchsanweisung klären, was wir wie gern machen wollen.

Probiert’s doch mal aus – dir und deinem Team viel Gaudi und Gelingen dabei!

P.S.: Hier ein mögliches Manual of Me, das ich gern in Seminaren verwende. Ich freue mich über Rückmeldung dazu!

P.P.S.: Du machst, ihr macht, sie machen das gut!


Quellen:

Edmondson, A. C., & Bransby, D. P. (2023). Psychological safety comes of age: Observed themes in an established literature. Annual Review of Organizational Psychology and Organizational Behavior, 10(1), 55-78.

Hughes Johnson, C. (2019). Scaling People: Tactics for Management and Company Building Stripe Press. S. 260.

Haufe: Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen.

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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