Möglichst sinnlos führen – Serie „Mehr Glück im Job, gerade jetzt“, Teil 4

CHRISTIAN THIELE

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Wer Sinn in seinem beruflichen Tun empfindet, die oder der

  • verlässt seine Organisation statistisch gesehen seltener
  • zeigt mehr Engagement in der Arbeit
  • und berichtet von signifikant höherer Jobzufriedenheit

Führungskräfte haben massiven Einfluss darauf, ob und wie sinnvoll Mitarbeiter ihre Tätigkeit erleben. Hier kommen also Sie ins Spiel, liebe Positiv Führenden!

In der Serie „Mehr Glück im Job“ will ich Führungskräften Tipps aus der Positiven Leadership an die Hand geben. Für mehr Leistungsfähigkeit, Miteinander, Sinnerleben und Freude, in der Arbeit und im Leben. Für Sie selbst, Ihre Mitarbeiter, Ihre Organisation. Auf wissenschaftlicher Grundlage – und doch ganz alltagspraktisch. Ich orientiere mich dabei am PERMA-Modell von Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie. In Folge 1 ging es um das Kultivieren positiver Emotionen, in Folge 2 um das Engagement, in Folge 3 um erfüllende Beziehungen. Thema hier und heute: die vierte Säule für mehr Wohlbefinden gemäß PERMA, Sinnempfinden. Und wenn Sie wissen wollen, wie Sie garantiert das letzte Quäntchen an Motivation aus Ihren Mitarbeitern vertreiben – mit diesen Tipps klappt's bestimmt! 

Keine Begründungen!

Wer seinen Mitarbeitern erklärt, wozu ihre Arbeit dient, wofür bestimmte Regeln eingeführt oder angepasst werden, verhilft ihnen zu mehr Bedeutung. Damit sinken deren Stress- und Müdigkeitswerte sowie die Neigung zu Konflikten, lassen diverse Studien vermuten. Um frei nach Viktor Frankl zu formulieren: „Wer ein Wofür zu arbeiten hat, erträgt jedes Wie.“

Bigger picture – auf keinen Fall!

Auch wenn nicht jede Firma die Welt retten kann mit ihren Angeboten oder Dienstleistungen: Wenn Ihre Mitarbeiter den Eindruck gewinnen, die Organisation leistet sinnvolles für die Gemeinschaft, schafft Ausbildungs- und Arbeitsplätze, erhöht das die Motivation und den Einsatz für die Arbeit. Untersuchungen des US-Professors Jim Stengel haben ergeben, dass die 50 weltweit am schnellsten wachsenden Konsumentenmarken allesamt um ausgepsprochene Wertesysteme herum organisiert und aufgebaut waren – sie wuchsen drei Mal so schnell wie ihre Konkurrenten, bei denen dies nicht der Fall war.

Beitrag – bloß nicht!

„Und was machen Sie so“, soll John F. Kennedy einst einen Hausmeister gefragt haben, als er die Raketenabschussbasis in Cape Canaveral besuchte. „Mr. Präsident, ich helfe dabei, einen Mann auf den Mond zu bringen“, lautete die Antwort angeblich. Der Hausmeister muss eine Führungskraft gehabt haben, die sich auskennt mit Motivation: Wenn Mitarbeiter den Eindruck gewinnen, ihre Tätigkeit leistet einen Beitrag zum Unternehmensganzen, wenn Sie sich wiederfinden im großen Ganzen, wenn sie ein Stückweit stolz sein können auf ihren Beitrag zum Endprodukt, stärkt das die Loyalität und Verbundenheit.

Micromanagen, Micromanagen, Micromanagen!

Autonomie und Entscheidungsspielräume sind ein wesentlicher Motivationsfaktor. Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern kein Vertrauen schenken und ihr Handeln dauerhaft feinsteuern und kontrollieren wollen, schädigen damit deren Sinnerleben massiv.

An den Stärken vorbeidelegieren!

Wenn Mitarbeiter sich mit ihren Stärken, Charakterzügen und Prinzipien in ihrer Arbeit wiederfinden, zahlt das stark auf ihr Empfinden von sinnhafter Arbeit ein. Wer also den Pinguin möglichst demotivieren will, sollte ihn zu den Löwen stecken und umgekehrt – statt die Stellenbeschreibung für einen Pinguin an die pinguinesken Kompetenzen anzupassen...

Anstand über Bord!

Ethisches, prinzipiengeleitetes Handeln von Führungskräften trägt wesentlich zu einer sinnhaften, authentischen Arbeitskultur bei. Als unanständig oder prinzipienlos wahrgenommenes Verhalten von Chefs – Verfehlungen, Boni etc. – kann die eigene Arbeitsleistung und -ethik stark beeinflussen. Ich habe vor wenigen Tagen von einem Bauunternehmer erfahren, dem die paar Hundert Euro Miete für einen größeren Toilettenwagen zu teuer waren, um den 25 Handwerkern auf der Baustelle das regelmäßige Händewaschen zu ermöglichen. Können Sie sich vorstellen, wie motiviert die jetzt arbeiten?

Kein Kontakt zu Kunden!

Mitarbeiter, die erfahren, wer von ihrer Arbeit profitiert, arbeiten deutlich engagierter: Der US-amerikanische Organisations- und Arbeitspsychologe Adam Grant hat Untersuchungen mit den Mitarbeitern von Call Centern durchgeführt, die Spenden für Universitätsstudenten einwerben sollten – eine sehr frustrierende und monotone Tätigkeit. Nachdem ein Teil der Telefonisten fünf Minuten lang den Erfahrungsbericht eines Studenten gelesen hatten, der die Bedeutung der Stipendien für sein Leben schilderte, waren sie fast drei Mal so viele Spenden ein wie die Kontrollgruppe.

Kein gesellschaftliches Engagement!

Als Larry Fink, der CEO der Investment-Bank Blackrock, den CEOs Amerikas und der Welt ins Stammbuch schrieb, sie sollen sich verdammt noch mal für Nachhaltigkeit und andere gesellschaftliche Zwecke einsetzen und nicht nur für bessere Quartalszahlen, kam das für Viele überraschend. Denn was wäre los, wenn mehr Mitarbeiter Grund hätten, stolz zu sein auf den Einsatz ihres Unternehmens zugunsten sozialer, ökologischer oder sonstiger gesellschaftlicher Ziele?

Scheiß Ziele!

"Big, hairy and audacious goals" nennen die Amerikaner Ziele, die "groß, haarig und wagemutig" sind. Die letztlich gar nicht unbedingt 1:1 erreicht werden müssen, aber alleine schon deren Strahlkraft und Vision die Menschen anzieht. So wie Sterne uns ja auch zur Navigation dienen, wenn wir nicht zu ihnen reisen. Visionäre, attraktive Bestrebungen, wie sie viele Stiftungen und manche Unternehmen in ihren Leitsätzen formulieren (IKEA: "schöne Einrichtung für jeden Geldbeutel"; VOLVO: "kein Verkehrstoter durch/in einem neuen Volvo mehr"; GOOGLE: "Don't be evil") können Organisationen attraktiv für Arbeitnehmern machen und halten – so lange die dann aber auch wirklich verfolgt werden.

Wenn Sie mehr wissen wollen

Hier einige Angebote von mir, wenn Sie mehr wissen und erfahren wollen:

? In der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ geht es um "Mehr Glück im Job".

? Mein Gratis-E-Book zum selben Thema kommt bald – gerne dafür schon jetzt anmelden.

Meine aktuellen Gastbeiträge finden Sie ??hier.

? Und in den nächsten Wochen starte ich einige Webinare und Seminare zu Positive Leadership – teilweise gratis.

?Natürlich stehe ich für Online-Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind aktuell kostenlos.

Mit positiven Grüßen

Christian Thiele

P.S.: Sie machen das gut!

Christian Thiele: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe Verlag, Mai 2020)

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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