Die Skirennläuferin, die nach dem Blick auf die Anzeigetafel mit der blinkenden Eins die Arme hochreißt. Der Kletterer, der am Ende seiner Tour den letzten Zug mit einem lauten Juchzer bejubelt, den das halbe Tal hört. Und die Chefin, die am Freitag – oder für viele diese Woche vielleicht heute, am Donnerstag, eine saftige, ernstgemeinte Dankesmail an alle raushaut: Die drei tun das Gleiche, sie nehmen Erfolg wahr, sie feiern Errungenes. Eine wichtige, die fünfte Strategie des PERMA-Modells auf dem Weg zu mehr Motivation, Freude und Leistungsfähigkeit im Job.
In der Serie „Mehr Glück im Job“ gebe ich Führungskräften Tipps aus der Positiven Leadership an die Hand. Für mehr Leistungsfähigkeit, Miteinander, Sinnerleben und Freude, in der Arbeit und im Leben. Für Sie selbst, Ihre Mitarbeiter, Ihre Organisation. Auf wissenschaftlicher Grundlage – und doch ganz alltagspraktisch. Ich orientiere mich dabei am PERMA-Modell von Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie. In Folge 1 ging es um das Kultivieren positiver Emotionen, in Folge 2 um das Engagement, in Folge 3 um erfüllende Beziehungen, in Teil 4 um das Sinnempfinden. Hier und heute Thema: die fünfte PERMA-Strategie, Erfolge wahrnehmen. Hier vier Anregungen dazu:
Ziele, die ziehen
- Wissen Sie und Ihre Mitarbeiter, welche Ziele jetzt gerade verfolgt werden sollten?
- Wissen Sie und Ihre Mitarbeiter, welche Ziele jetzt gerade nicht verfolgt werden sollten?
- Wie konkret formuliert sind diese Ziele? Wie messbar, wie attraktiv sind diese Ziele, gibt es klare Termine dafür? Und sind die Ziele als „Hin-zu“-Ziele (Annäherungsziele) formuliert, die unser Belohnungszentrum aktivieren und die in den Gehirnen unserer Mitarbeiter (statt „Weg-von“- oder Vermeidungs-Zielen)?
Je mehr von diesen Fragen Sie und Ihre Belegschaft klar beantworten können, desto klarer scheint es bei Ihnen um die Ziele zu stehen. Und um so wahrscheinlicher ist es, diese auch zu erreichen.
Ziele müssen nicht unbedingt stur verfolgt werden, unter Missachtung aller Umstände. Gerade in Zeiten der Corona-Krise, aber auch ansonsten in hoch turbulenten Zeiten, ist es wichtig und sinnvoll, Zielvorgaben anzupassen, zu verändern, zu verkleinern – oder auch mal komplett in die Tonne zu treten. Aber da und bekannt sein sollten sie.
Fortschritt statt Hamsterrad
- Wann und wie erleben Sie und Ihre Mitarbeiter Vorankommen in der Arbeit?
- Wie werden Fortschritte, Meilensteine und Errungenschaften bei Ihnen gesehen, wahrgenommen, wertgeschätzt?
- Was haben Sie diese Woche geschafft? Wo sind Ihre Mitarbeiter die Tage ein Stück weitergekommen?
HIer geht es um das, was Psychologen „Selbstwirksamkeit“ nennen, ein Konzept von Albert Bandura. Selbstwirksamkeit bedeutet im wesentlichen: Bewusstsein für den eigenen Einfluss auf Handlungen und Entscheidungen. Sie ist eine wichtige Quelle von Motivation und ein extrem wichtiger Faktor zu Prävention von Burnout-Erkrankungen. Wer hingegen immer das Gefühl hat, in einem Hamsterrad zu rennen, wo nie etwas weitergeht, weil jedes Fünkchen an Impuls und Initiative von micromanagenden Vorgesetzten oder bedenkenträgerischer Konzernkommitologie zerhackstückt wird, der erlebt keinen Fortschritt. Kündigt innerlich. Und vieleicht auch äußerlich. Und/oder wird krank.
Minutiöse Erfolgsanalyse
Montag früh um 8.00, Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg, im Keller von Halle 70: Wenn man den Erzählungen altgedienter VW-Mitarbeiten glaubt, war das lange Jahre der Ort, an dem man seine Arbeitswoche nicht starten wollte. Denn es war der „Schadenstisch“, der Tisch, an dem sich der damalige VW-Chef fehlerhafte Teile aus laufenden Serien- und Versuchsfahrzeugen zeigen ließ. Mit Fahrzeug-Nr., Ausfalldatum, Laufstrecke, Ausfallursache, vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen, Änderungskosten, möglichem Serieneinsatztermin und namentlicher Zuständigkeit wurde sauber aufgelistet, was alles schief gelaufen war und wer was bis wann zu tun hatte, um den Fehler abzustellen. Für die jeweils zuständigen Bereichs-, Hauptabteilungs-, Abteilungsleiter oder Versuchsingenieure muss das ein Schreckenstermin gewesen sein. Ein Termin, der irgendwie typisch ist für unsere deutsche Ingenieurskultur, genau, präzise – aber eben leider häufig im Defizitdenken verhaftet.
Wie wäre es, wenn Führende, in Abwandlung des „Schadenstisches“ bei VW, „Erfolgstische“ einführen würden, also in aller Penibilität und vor versammelter Mannschaft Fragen stellen würden wie:
- Wie kommt es, dass wir das geschafft haben?
- Wer genau hat uns mit welchen Stärken und Kompetenzen in diesem Projekt weitergebracht?
- Was lernen wir daraus für die Zukunft, wie können wir diese Errungenschaft replizieren?
Detaillierte, minutiöse Erfolgsanalyse, die mit deutscher Präzision auf das Zustandekommen von Gelingen blickt – das wäre doch mal eine Anregung für Sie und Ihre Truppe, oder?
Wenn Sie mehr wissen wollen
Hier einige Angebote von mir, wenn Sie mehr wissen und erfahren wollen:
? In der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ geht es um "Mehr Glück im Job".
? Mein Gratis-E-Book zum selben Thema kommt bald – gerne dafür schon jetzt anmelden.
Meine aktuellen Gastbeiträge finden Sie ??hier.
? Und in den nächsten Wochen starte ich einige Webinare und Seminare zu Positive Leadership – teilweise gratis.
?Natürlich stehe ich für Online-Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind aktuell kostenlos.
Mit positiven Grüßen
Christian Thiele
P.S.: Sie machen das gut
P.P.S.: Ab Mai 2020 ist mein neues Buch zu haben: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe)