10 Dinge, die Sie über Zuversicht wissen sollten

CHRISTIAN THIELE

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1. Zuversicht ≠ Optimismus: Kennen Sie die Geschichte von den drei Fröschen, die in den Sahnebottich gefallen sind? Der erste war ein Pessimist, sagte sich, er sei eh verloren – und ertrank. Der zweite war ein Optimist, wartete nach der Devise ab: „Es wird schon ein Wunder passieren“ – und ertrank ebenfalls. Der dritte war zuversichtlich, strampelte mit seinen Beinen so lange, bis er somit die Sahne steifgeschlagen hatte – und stieg aus dem Bottich. Manche Wissenschaftler definieren Optimismus lediglich als den Glauben an eine positive Zukunft. Zuversicht hingegen soll hier verstanden werden als – ein positiv auf die Zukunft gerichtetes Denken,
– das sich auf eigene Erreichbarkeit dieser Ziele und dafür hilfreiche Erfahrungen in der Vergangenheit bezieht,
– und das unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zu nutzen weiß, um diese Ziele zu erreichen. (Für Insider: Ich folge hier der Definition von Charles Richard Snyder, so ungefähr zumindest...)

2. Zuversicht ist eine Entscheidung: Man ist zuversichtlich oder nicht – das glauben viele Menschen, fälschlicherweise. Denn wir sind zwar unterschiedlich stark zu Optimismus disponiert, die genetische Firmware ist da quasi bei jedeR/M anders. Aber wir können Zuversicht schaffen, mehren, vertiefen.

3. Zuversicht ist gesund: Studien wie diese hier legen nahe, dass das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden zuversichtlicherer Menschen im Durchschnitt höher ist, dass sie seltener Schlafprobleme, chronische Schmerzen und sogar Krebserkrankungen haben. Menschen mit geringerer Zuversicht hingegen haben ein statistisch höheres Risiko, Angststörungen, Depressionen und posttraumatische Stressstörungen zu entwickeln. Dass zuversichtliche Menschen auch durchschnittlich länger leben, ist allerdings nur für die Optimisten eine gute Nachricht. „Geschieht Euch Recht“, dürften die Pessimisten dazu sagen…

4. Zuversicht macht schlau: Negative Emotionen wie Ärger, Frust, Neid sind zwar unvermeidlich im Leben – aber sie verengen unser Denken. Positive Emotionen hingegen wie Dankbarkeit, Freude, Interesse oder eben Zuversicht weiten unsere gedanklichen Spiel- und Handlungsräume, erhöhen unsere Kreativität, das hat die US-Forscherin Barbara Fredrickson nachweisen können.

5. Zuversicht kann man messen: Esoterisch, nicht greifbar, wolkig? Von wegen, Optimismus und Zuversicht lassen sich messen, zum Teil mit sehr einfachen und dennoch wissenschaftlich validierten Instrumenten. Die Effekte von mehr Zuversicht – siehe oben.

6. Krisen machen uns zuversichtlicher: Erfahrene Psychotherapeuten berichten in den letzten Jahren von mehr und mehr „Treibhauskindern“ in ihren Praxen, also Menschen, denen es in ihrer Kindheit psychisch, sozial, materiell an nichts gefehlt hat – und die im Erwachsenenalter umso anfälliger für Krisen zu sein scheinen. Aus überstandenen Krisen, aus bewältigten Schwierigkeiten können wir Zuversicht schöpfen, etwa indem wir uns klar machen, welche Ressourcen hilfreich waren, was wir aus der Erfahrung gelernt haben, welche kleinen Schritte hilfreich waren, welche vermeintlichen Glaubenssätze wir über Bord werfen konnten etc.

7. Slackline macht Zuversicht: In meinem Garten steht eine Slackline, und ich bin so ziemlich der ungeschickteste und gleichgewichtsschwächste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Aber seit ein paar Monaten versuche ich, möglichst jeden Tag ein, zwei Mal auf die Slackline zu steigen und die Schrittzahl vom Vortag zu erreichen oder zu übertreffen. Meistens klappt das – und gibt mir ein Gefühl von Vorwärtskommen, von Fortschritt – gerade weil viele meiner Projekte aktuell sehr langfristig sind und sich der endgültige Erfolg erst nach langer Zeit einstellen wird. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman hat einmal gesagt: „Ein Rezept für ein unglückliches Erwachsenenalter besteht darin, Ziele festzusetzen, die besonders schwer zu erreichen sind.“ So genannte Mikroziele wie etwa das Überschreiten meiner Slackline, die vielen Challenges, die Menschen in Lockdown-Zeiten begonnen haben oder oder oder sind das Gegenmodell zu dem, was Kahneman sagt. Mikroziele können sehr hilfreich sein, um uns in Zeiten von Ungewissheit und Frustration eine kleine Dosis Zuversicht zu verschaffen – und unserem Gehirn einen Schuss Dopamin und andere Glücksbotenstoffe. Was Mikroziele genau sind, wie man sie plant und umsetzt? In der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen" gehe ich auch darauf ein. 

8. Zuversicht ist ein co-kreatives Produkt: Wir Menschen sind Sozialwesen, und so wie wir uns vom Optimismus und der Zuversicht Anderer anstecken lassen können, so können wir auch mit unserem Tatendrang, unseren Impulsen anderen zu mehr positivem Zukunftsglauben verhelfen.

9. Optimismus kann nach hinten losgehen: Kennen Sie das so genannte Stockdale-Paradox? James D. Stockdale, einer der höchstdekorierten Soldaten in der Geschichte der US-Marin, war über sieben Jahre lang Kriegsgefangener im Vietnam-Krieg. Als er gefragt wurde, welche Faktoren aus seiner Sicht dazu beigetragen hätten, dass manche Soldaten die Kriegsgefangenschaft besser überlebt hatten als andere, sagte er, die Optimisten unter seinen Kameraden seien am schnellsten zerbrochen.

You must never confuse faith that you will prevail in the end—which you can never afford to lose—with the discipline to confront the most brutal facts of your current reality, whatever they might be.
JAMES B. STOCKDALE

Zuversicht kann also auch zu viel, zu früh, falsch sein. Wenn eine Führungskraft in einem Changeprojekt die glorreiche Zukunft nur in den buntesten Farben ausmalt, wer anderen in einer Krise sofort und ständig und ausschließlich die Chancen zu verdeutlichen sucht, die oder der kann Vertrauen verspielen. Die Psychologin Gabriele von Oettingen hat in zahlreichen Studien nachgewiesen, wie rein positive Phantasien Menschen dabei bremsen können, Ziele zu erreichen – wenn sie sich nicht realistisch mit den Hürden und Hindernissen auf dem Weg dorthin beschäftigen. Mit der von ihr entwickelten „WOOP“-Strategie können wir Zuversicht um eine gute und hilfreiche Portion Skepsis und Vorsicht ergänzen – darüber habe ich vor kurzem auf meinem Blog geschrieben.

10. Ratschläge können Zuversicht mindern: Zur so genannten toxischen Positivität können auch Rat-Schläge beitragen. Dr. Judith Mangelsdorf, eine der führenden deutschen Forscherinnen zu posttraumatischem oder stressbedingtem Wachstum, weist darauf hin, dass das gutgemeinte, tröstende Abtun von Sorgen, die unreflektierte Übernahme von Verantwortlichkeiten oder eben auch Tipps, die den Menschen in Not, Krise und Überforderung nicht erreichen, den subjektiven Kontrollverlust und das Gefühl von Unverstandensein eher noch verstärken – also genau das Gegenteil von Zuversicht bewirken. Bevor Sie also – in zweifellos guter Absicht – Optimismus an stark verängstigte Mitarbeiter, Freunde oder sonstwie Ratsuchende versprühen, vergewissern Sie sich, dass diese sich erstmal von Ihnen in ihrer Sorge verstanden, gehalten und getragen wissen. 

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Und falls Sie sich fragen, was ich eigentlich beruflich so mache: Ich unterstütze Teams und Führende auf dem Weg zu mehr Leistungsfähigkeit, Freude und MIteinander durch Positive Leadership. Mit Coachings, Teamworkshops und Vorträgen, mal in Präsenz, mal virtuell. Melden Sie sich gerne per Mail oder sonstwie.

💡 Zu meinem kostenlosen E-Book „Mehr Glück im Job“ geht's hier.

🎧 Hören Sie doch rein in „Positiv führen", meinem Podcast zu Positive Leadership – für mehr Leistung 📈, Motivation💡, Elan 🚀 und Glück🍀 – in der Arbeit und im Leben. In der Folge vom 13.7.2020 habe ich mit Dan Tomasulo über Zuversicht gesprochen – und zwar hier unter 👇🏼positiv-fuehren.com/podcast

🚀 Natürlich stehe ich für (Online-)Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind kostenlos.

Mit positiven Grüßen

Christian Thiele

P.S.: Sie machen das gut!

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Mit positiven Grüßen

Christian Thiele

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Christian Thiele: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe Verlag, Mai 2020)

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Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

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