Liebe Leserin und lieber Leser, keine Weihnachtsmärkte, keine Weihnachtskonzerte in der Schule, die Adventsfeier im Büro per Zoom: Diese Adventszeit wird anders, als wir es gewohnt sind. Corona zwingt uns auf Abstand, in einer Zeit, wo wir besonders gerne anderen Menschen nahe kommen. Und wie lange das so bleiben wird, weiß keiner von uns. Falls Du die letzten Mails von uns nicht erhalten, überlesen oder vergessen hast: Wir, wollen Dich* durch die Vorweihnachtszeit begleiten. Wir, das sind das Fachsbereichsteam der psychosozialen Beratung von famPLUS, ein bundesweit tätiges Sozialunternehmen, das Berufstätige in den Bereichen Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt und Psychosoziale Beratung durch passgenaue Information, Beratung und Vermittlung entlastet, famplus.de. Und Christian Thiele, Coach, Trainer, Autor und Podcaster für Positive Leadership und Positive Psychologie, positiv-fuehren.com. Als kleine Adventskerze erhältst Du in den Adventswochen jeweils eine E-Mail von uns, die wir zusammen erarbeitet haben. Jede dieser Mails soll Dich zum Nachdenken anregen, Dir konkrete Tipps für eine gelungene Vorweihnachtszeit an die Hand geben – auch wenn sie ganz anders ist als sonst. In dieser Folge geht es darum, gut in Verbindung zu sein. Wir Menschen sind ja ausgesprochene Sozialtiere, unser Fühlen, Denken, Handeln ist schon ab Mutterleib auf den Austausch mit anderen Menschen ausgerichtet. Unser Wohlbefinden ist zu einem Großteil etwas co-kreatives, es entsteht in der Interaktion mit anderen Menschen. Wir sind der anderen Glückes Schmied – und anders herum. Weihnachten wird ja gerne als „Fest der Liebe“ gebrandet, und tatsächlich ist die Vorweihnachtszeit ein guter Moment, um unser Eingebundensein, unser Miteinander mit anderen Menschen zu reflektieren und zu leben. Plätzchenbacken und -essen, Glühweintrinken, Weihnachtslieder singen: Viele unser üblichen vorweihnachtlichen Rituale stellen Gemeinschaft her – und sind in diesem Corona-Winter nicht oder nur eingeschränkt möglich. Wer ist Dir eigentlich wie wichtig? Das Beziehungsrad als Übung kann Dir dabei helfen, das zu klären. Du brauchst dazu ca. 20 Minuten Zeit, ein Blatt Papier und einen Stift: - Zeichne einen Kreis, den Du dann mit Linien in ungefähr gleich große Segmente halbierst, dann viertelst, schließlich achtelst. Schreibe auf die Außenseite jedes Tortenstücke den Namen einer besonders wichtigen Personen in Deinem Leben, Freunde, Kollegen, Verwandte…
- Dann zeichne in der Mitte jedes Kreissegments eine Markierung (Kreuzchen, Stern, Herzchen o.ä.) entsprechend der Nähe und Intensität des Kontaktes, die Du gerade empfindest: Je weiter innen am Kreiszentrum, desto „näher dran“ ist die Person. Je weiter außen am Rand, desto kühler, distanzierter oder gestörter ist das Verhältnis derzeit.
- Verbinde die Markierungen und schau auf dieses soziale Netz: Was empfindest Du dabei? Wie gut aufgehoben fühlst Du Dich gerade durch Deine sozialen Kontakte? Gibt es Unwuchten?
- Welche drei Menschen sind „weit außen“ – aber besserer Kontakt wäre Dir gerade besonders wichtig?
- Warum sind sie Dir wichtig?
- Wie könntest Du mit ihnen in der Adventszeit in Kontakt gehen – mit einer Karte, einem Anruf, einer Plätzchensendung, einem gemeinsamen Bastelabend per Zoom?
- Gibt es auch Verbindungen, die Du verflachen, verringern oder gar kappen möchtest, weil sie gerade nicht gut tun? Was wäre ein Schritt in diese Richtung?
Eine gute Art, um mit anderen in Kontakt zu kommen und damit dem Seelenwellness für einen selbst zu betreiben: Helfen! Das so genannte „Helfer-Hoch“ wird seit Ende der 80er-Jahre erforscht, aber erst in den letzten Jahren wirklich in seinen neurowissenschaftlichen Mechanismen verstanden (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1550830718304178). Wenn Du anderen hilfst, das lässt sich inzwischen mittels bildgebender Verfahren im Gehirn nachweisen, senkst Du den eigenen Spiegel an Stresshormonen, stärkst Du Dein Immunsystem, förderst Du die Ausschüttung von Glücks-Botenstoffen wie Oxytocin oder Vasopressin, ähnlich wie durch Sex oder gutes Essen. Genauer gesagt: Das hast Du gerade schon getan, denn schon allein der Gedanke an das Helfen löst in uns diese Emotionen aus. Die Hilfe muss dabei gar nicht physisch oder aufwändig sein. Wie also könntest Du heute noch jemanden unterstützen, wen Bekanntes oder anonym, was fällt Dir da ein? Du tust damit als allererstes Dir einen Gefallen – und praktischerweise noch dem Nachbarn, der Kollegin, dem Partner oder dem unbekannten Kind, das von Deiner Spende profitiert – zum Beispiel. Das war’s auch schon wieder mit unserem Adventskalender. Bis nächste Woche, bleib gesund! Herzlich Dein Team von famPlus und Christian Thiele
*Siezen, Ihrzen, Duzen? Wir haben uns das länger überlegt und können uns vorstellen, dass die/der Eine oder Andere unter, äh: Euch jetzt überrascht ist – denn wir verschicken unsere Mails normalerweise „per Sie“. Weil in der Corona-Krise aber die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Beruflichen doch sehr verschwimmen; weil wir uns mit dieser Mailserie eher an die Person, den Menschen in Euch statt an die Rolle und Funktion wenden; und weil wir hoffen, dass es als ein wertschätzendes „Du“ auf Augenhöhe wahrgenommen wird, von Mensch zu Mensch, sprechen wir Dich in diesem und den folgenden Beiträgen mit „Du“ an – ok? Wenn du noch mehr über Glaubenssätze wissen möchtest und wie wir diese aufbrechen können, höre dir am besten unsere Podcast Folge zu diesem Thema an! https://open.spotify.com/episode/5J3tlHKYvLOfrgsaaW0XyF Verfasser: Christian Thiele, positiv-fuehren.com |