Vertrauen verstehen, verstärken, wiedergewinnen als ChefIn – Serie, Teil 2

CHRISTIAN THIELE

0  KOMMENTARE

In der Serie „Vertrauen verstehen und verstärken“ gebe ich Führungskräften Tipps aus der Positiven Leadership an die Hand, damit sie genauer verstehen, was Vertrauen ausmacht, wieso es so wichtig ist, wie sie es wecken und kräftigen können – und wie es wiederzugewinnen ist. In Folge eins ging es darum, was Vertrauen eigentlich ist – und was nicht. Diesmal Thema: Warum Vertrauen wichtig ist – und was der Schaden von Misstrauen ist.

Was Vertrauen bringt

Überlegen Sie mal für sich: Wie ist das, wenn Ihnen jemand Vertrauen schenkt, was macht das mit Ihrer Arbeitsleistung, Ihrem Engagement, Ihrem Selbstvertrauen, Ihrem Mut, neue Wege zu gehen?

Na also!

Studien weisen darauf hin: Vertrauen in die eigene Führung stärkt Job-Performance, erhöht die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Menschen kündigen seltener, wenn sie Vertrauen haben zur Chefin oder zum Chef. Und Führungskräfte, denen ihre Mitarbeiter vertrauen, tun sich leichter mit Change-Mangement, mit Veränderungen in der Organisation. Und verändert wird ja in Zeiten der Pandemie an allen Ecken und Enden. 

Angst ist der vielleicht wichtigste Bremsschuhe für erfolgreiche Teams, Vertrauen kann dem entgegenwirken. Denn wo sich Menschen sicher und aufgehoben fühlen, wo sie sich gehört fühlen, wo die Führungskraft ein Gefühl von psychologischer Sicherheit ausstrahlt, können sie ihre Potenziale entfalten. 

In Zahlen ausgedrückt: Im Vergleich zu Firmen mit niedrigen Vertrauenswerten berichten Mitarbeiter von Firmen, in denen ein hohes Vertrauensniveau herrscht, 

  • von 75% niedrigeren Stresswerten
  • 106% mehr Energieeinsatz in der Arbeit
  • zu 50% höherer Produktivitität
  • 13% weniger Krankentagen
  • von 29% höherer Lebenszufriedenheit
  • und 40% weniger Burnout-Fällen

Diese Angaben stammen von Paul J. Zak, dem Direktor des Zentrums für neuro-ökonomische Studien.

Mein Eindruck als Coach und Teamentwickler: Führungskräfte, die jetzt im Covid-bedingten Remote-Modus lange Leine lassen und mehr Vertrauen geben können, größere Freiräume ermöglichen – die tun sich leichter mit der Situation, in deren Teams, Abteilungen, Bereichen, Firmen läuft es besser.

Da allerdings, wo viel kontrolliert wird, wo laufend Arbeitszeitnachweise etc. gefordert werden, kommt es zu mehr Konflikten, Ärger, Unzufriedenheit.

Erfolg lässt sich nicht herbeikontrollieren.
Reinhard K. Sprenger

Die Kosten des Misstrauens

In vielen Firmen und Organisationen steht es mit dem Vertrauen gar nicht so gut. Eine Studie von Price Waterhouse Coopers besagt: 55 Prozent der befragten CEOs halten Mangel an Vertrauen für die entscheidende Wachstumsbremse im Unternehmen. Das aktuelle Edelman Vertrauensbarometer besagt: Gerade mal 51% der Befragten vertrauen ihrem Unternehmenschef. 

Häufige Indikatoren von Vertrauensmangel sind aus meiner Erfahrung:

  • permanentes CC-Gemaile und ähnliche „Cover your ass“-Rituale 
  • detaillierte Erfassung von Arbeitszeit
  • Produktionskontrollen
  • Silodenken, Ellenbogenkultur, Ja-Sagertum
  • wenn die Admin- und Verwaltungskosten schneller wachsen als die Umsätze
  • aber auch Schein-Positivität, wenn also alle Projekte auf gelb oder gar grün stehen – weil sich niemand traut, sie auf rot zu stellen

Eigentlich zeigt jede Form von Überwachungskultur, übertriebenen Formalismus, Bürokratismus, Richtlinienitis: Hier wird lieber kontrolliert als vertraut.

Ich selbst hatte früher in meiner Zeit als Mitarbeiter und dann auch als Führungskraft in Redaktionen und Verlagen einige Helikopter-Chefs, von denen ich mich extrem gemicromanagt fühlte, die mich an einer ganz kurzen Leine führen und alles nachkontrollieren wollten. Diesen Mangel an Vertrauen in mich und meine Arbeit fand ich extrem demotivierend und alles andere als leistungssteigernd.

Die typischen Effekte von Misstrauen:

  • niedrigere Produktivität
  • schlechtere Stimmung
  • intransparentere Kommunikation
  • höhere Fluktuationsraten
  • unzufriedeneren Kunden
  • schlechterem Image der Firma/Organisation

Untersuchungen an Fernfahrern haben außerdem ergeben, dass extrem rigorose Überwachungssysteme zu bewusstem Schummeln und damit auch zu mehr Unfällen geführt haben. Studien zu Beschwerdesystemen bei Flugzeug-Crews, die aus Misstrauen eingeführt wurden, resultierten aus Angst vor Konsequenzen zu regelmäßiger Verleugnung oder Unterdrückung von Kritik – und damit letztlich in schlechterer Behandlung der Passagiere. Misstrauen sozusagen als negative self-fulfilling-prophecy.

Wie geht Ihnen das? Wo erleben Sie Misstrauen in Ihrem Arbeitsumfeld? Welche Vertrauenskrücken – wie zum Beispiel Zielvereinbarung, Leistungserbringungsboni und sonstige Wortungetüme – schränken eigentlich nur ein, statt Dinge zu ermöglichen? Welche Kosten, welche Folgen hat dieses Misstrauen – bei Ihnen selbst, Ihrer Führungskraft, den Mitarbeitern, den Kunden, Lieferanten, sonstigen Stakeholdern?

Wie Vertrauen konkret zu stärken ist? Darum geht's in der nächsten Folge der Serie. Bis dahin: 

Wenn Sie mehr wissen wollen

Hier einige Angebote von mir, wenn Sie zu positive Leadership mehr wissen, erfahren, erleben wollen:

🎧 In der aktuellen Folge meines Podcasts „Positiv Führen“ geht es um „Vertrauen verstehen und verstärken als ChefIn".

🚀 Mein Gratis-E-Book „Mehr Glück im Job” – hier eintragen.

🖥 Natürlich stehe ich für Online-Coachings zur Verfügung – meine Auftakt-Sitzungen sind kostenlos.

Mit positiven Grüßen

Christian Thiele

P.S.: Sie machen das gut!

Christian Thiele: „Positiv führen in schwieriger Zeit“ (Haufe Verlag, Mai 2020)

Sei der Erste, der den Beitrag teilt!

Christian Thiele

ÜBER DEN AUTOR

Mehr Leistung, Freude, Gesundheit und Sinn, mit den Methoden der Positive Leadership: Darum geht es mir in meiner Arbeit als Coach, Trainer, Teamentwickler und Vortragsredner. Für Führungskräfte, Teams und Organisationen. Verliebt, verlobt und bald verheiratet mit Christiane. Vater. Skitourengeher.

Das könnte Ihnen auch gefallen: 

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>